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«Mein Körper, meine Entscheidung»: Dieses Recht wollen die Initiativen weiter einschränken. © agovox

Abtreibungsgegner schicken Politikerinnen vor

fs /  In der Schweiz wollen zwei Initiativen das Abtreibungsrecht einschränken. Treibende Kraft ist ein altbekannter Abtreibungsgegner.

Die Initiativen haben emotionale Kurznamen: Die «Einmal-darüber-schlafen-Initiative» verlangt, dass Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch einen Tag Bedenkzeit einhalten müssen. Die «Lebensfähige-Babys-retten-Initiative» will späte Abbrüche nach der 22. Schwangerschaftswoche verbieten. Die Sammelfrist für beide Initiativen läuft bis Mitte 2023. 

Widerstand aus eigener Partei
Eingereicht haben die beiden Initiativen «überparteiliche» Initiativkomitees, denen unter anderen die bekannten SVP-Nationalrätinnen Yvette Estermann und Andrea Geissbühler angehören. Die Initiativen stossen jedoch sogar in deren eigener Partei auf Ablehnung. Zur Initiative über Spätabbrüche twitterte Camille Lothe, Präsidentin der Jungen SVP Zürich: «Ich werde diese Initiative bekämpfen.» SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz distanzierte sich gegenüber dem Nachrichtenportal «Nau» von beiden Initiativen: «Ich sehe keinen Bedarf in diesem Bereich.» 

Abtreibungsgegner ist Kontaktadresse
Kontaktadresse für beide Initiativen ist die Adresse der Stiftung «Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind», deren Präsident Dominik Müggler ist. Der bekannte Abtreibungsgegner hat 2002 mit seiner Stiftung erfolglos gegen die Einführung der Fristenregelung gekämpft. Damals trat er vor der Abstimmung mit Exponenten von christlich-fundamentalistischen Organisationen in der Öffentlichkeit auf. Seither agieren er und die Stiftung eher im Hintergrund. Als es 2014 zur Abstimmung über die Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» kam, schickte das «überparteiliche» Initiativkomitee konservative Politiker an die Front. Kontaktadresse war auch damals die Adresse der Stiftung «Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind». 

«Verein Mamma»
Die Stiftung betreibt Babyklappen und bietet Schwangeren kostenlose Beratung und finanzielle Hilfe an. Die Beratung ist nicht ergebnisoffen, wie eine Journalistin der «Zeit» vor einigen Jahren aufdeckte, was Müggler damals bestätigte. Die politische Arbeit hat die Stiftung nach der ersten Abstimmungsniederlage an den «Verein Mamma» ausgelagert, der nun in Berichten als Trägerin der neusten Initiativen genannt wird. Stiftungsratspräsident Dominik Müggler ist auch Präsident dieses Vereins. Laut dem aktuellsten Jahresbericht der Stiftung «Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind» erteilt diese dem «Verein Mamma» Mandate, die zum Selbstkostenpreis abgegolten werden. Müggler und zwei weitere Stiftungsratsmitglieder sind beim «Verein Mamma» angestellt. Dieser hat nach eigenen Angaben für die beiden neusten Initiativen das Fundraising gemacht.

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