Balkan-Staaten: Abtreibungen von Mädchen nehmen zu
Laut Statistiken der Uno ist in Mazedonien das Geschlechterverhältnis bei der Geburt mit 106 Jungen auf 100 Mädchen zwar noch nahe am natürlichen Verhältnis von 105 Jungen auf 100 Mädchen. Die Kluft wird jedoch grösser. Montenegro und Kosovo folgen mit 109 und 110 Jungen auf 100 Mädchen. Am grössten ist die Kluft in Albanien. Dort werden auf 100 Mädchen 112 Jungen geboren. Mazedonien, Montenegro und Albanien sind EU-Beitrittskandidaten.
In asiatischen Ländern wie China und Indien werden Mädchen seit Jahren gezielt abgetrieben. Weltweit gibt es zurzeit ein Defizit von 160 Millionen Mädchen und Frauen, sagt der Bevölkerungsexperte Christophe Guilmoto vom Institut für Entwicklung an der Universität Paris. In Albanien gebe es erst seit dem Sturz des kommunistischen Regimes vorgeburtliche Untersuchungen. Das Geschlecht festzustellen sei mittlerweile Routine geworden. Alle wüssten, dass vor allem Mädchen abgetrieben werden, obwohl dies verboten sei. Doch niemand unternehme etwas, um das Gesetz durchzusetzen.
Weder die EU-Kommission noch das EU-Parlament haben sich bisher für den weiblichen Fetizid in Albanien, Montenegro und Mazedonien interessiert, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Einzig der Europarat hat aufgrund eines alarmierenden Berichtes der Schweizer Abgeordneten Doris Stump (SP) unter anderen Albanien aufgefordert, die Gründe für den zu grossen Überschuss von Jungen zu ermitteln. Auf einen EU-Beitritt hat der Europarat allerdings keinen Einfluss.
Frauenmangel schürt Gewalt gegen Frauen
In Asien ist die erste Generation, die von einem signifikanten Ungleichgewicht der Geschlechter bei der Geburt betroffen ist, mittlerweile erwachsen geworden. Damit seien die Folgen eines gestörten Gleichgewichtes der Geschlechter nun sichtbar, schreibt die US-Autorin Mara Hvistendahl, die in Shanghai lebt. Frauen würden nicht auf Händen getragen, sondern die Gewalt gegen sie nehme zu. «Die stillschweigende biologische Diskriminierung, die am Ursprung der Geschlechtsselektion steht, hat sich zu sichtbaren Gefahren für Frauen verschärft, darunter sexuelle Ausbeutung, Heiratshandel und Zwangsehen.» Der Frauenmangel sei eine «grosse Gefahr». Er werde weltweit die gesellschaftlichen Verhältnisse destabilisieren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine