«Mein Körper, meine Entscheidung»: Trump-Wähler stimmten aus egoistischen Gründen für Liberalisierungen des Abtreibungsrechts. © agovox

Die scheinbare Ermächtigung von Frauen 

fs /  US-Wahlberechtigte stimmten für Trump und gleichzeitig für Liberalisierungen des Abtreibungsrechts. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.

Zeitgleich mit den Wahlen in den USA fanden in mehreren US-Bundesstaaten Abstimmungen über Liberalisierungen des Abtreibungsrechts statt. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Trump-Wähler für mehr Selbstbestimmungsrechte der Frauen stimmten. Das erstaunt, hat Trump doch in seiner ersten Amtszeit Abtreibungsgegner als Richter an das Höchstgericht wählen lassen, die später das Abtreibungsrecht auf nationaler Ebene kippten. 

Trump-Wählerinnen und -Wähler für Abtreibungsrechte
Beispiel Swing-State Arizona, den Trump gewonnen hat: Nachwahlbefragungen zeigten, dass alle demografischen Gruppen die Liberalisierung des Abtreibungsrechts deutlich häufiger unterstützten als dass sie Kamala Harris wählten, die explizit für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen eintrat. Trump hatte im Wahlkampf das Thema gemieden. Seine Ehefrau Melania hatte sich in einem Buch für die Liberalisierung des Abtreibungsrechts ausgesprochen, was für überraschte Reaktionen sorgte. Trump-Wählerinnen und -Wähler, die für Abtreibungsrechte stimmten, wählten Trump aus anderen Gründen wie Migration, Inflation und der Propaganda für traditionelle Geschlechterrollen.

Abtreibungsrecht fördert Freiheit des Mannes
Die Anwältin und Autorin Jill Filipovic analysierte in der «New York Times», weshalb nicht religiöse Trump-Wähler für Abtreibungsrechte stimmten. Trump habe erfolgreich Männer umworben, die sexuell aktiv seien oder es sein möchten. Diese Männer fänden Trumps Macho-Gehabe und seine beleidigende Art anziehend. Männer, die den Zugang zu Abtreibung und Verhütungsmitteln befürworten, aber sonst Frauenrechte nicht unterstützen, habe es schon in den 1960-er und 70-er Jahren gegeben. Damals wie heute sei es ihnen darum gegangen, einen grösseren sexuellen Zugang zu Frauen zu haben, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Solche Männer sehen wie Trump Frauen in erster Linie als Sexobjekte an, schreibt Filipovic. Abtreibung und Verhütung unterstützen sie, weil beides die sexuelle Freiheit des Mannes fördert. Deshalb sind sie bereit, einen offenkundig sexistischen Mann wie Trump zu unterstützen. Frauen sehen sie grundsätzlich nicht als gleichberechtigt an. Trump-Wählerinnen stimmten laut Filipovic vor allem aus Eigeninteresse für Abtreibungsrechte.
Ein Ja zu Abtreibungsrechten sei für Trump-Wählerinnen und -Wähler nicht ein Ja zu mehr Frauenrechten. Frauen, die wie Kamala Harris nach tatsächlicher Macht streben, würden Trump-Wählerinnen und -Wähler grundsätzlich misstrauen.

Verbot auf nationaler Ebene
Radikale Abtreibungsgegner sind der Kern der Wählerschaft von Donald Trump. Sie fordern ein Abtreibungsverbot auf nationaler Ebene. Trump hat dazu nicht Stellung genommen. Doch er hat bereits radikale Abtreibungsgegner für die neue Regierung nominiert. 

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