Mehr als eine Million Menschen unterzeichneten die Initiative «My Voice, My Choice» für sichere Abtreibungen in der EU. © mvmc

Für eine Abtreibung reisen Tausende über Grenzen

fs /  In Europa müssen ungewollt Schwangere aus Ländern mit restriktiven Gesetzen entweder risikoreich illegal abtreiben oder ins Ausland gehen. Das soll sich ändern.

Jedes Jahr reisen Tausende Frauen innerhalb Europas in ein anderes Land, um eine Schwangerschaft abzubrechen. Restriktive Gesetze und fehlende Einrichtungen in ihrem Heimatland zwingen sie dazu. Zielland sind wegen der liberalen Gesetzgebung häufig die Niederlande. Das zeigt die europaweite Recherche «Exporting Abortion». Betroffene müssen aber nicht nur die Reisekosten, sondern auch den Eingriff selbst bezahlen. Viele können sich das nicht leisten und riskieren deshalb einen illegalen Eingriff im Heimatland.

«Ein Abbruch gehört zur medizinischen Grundversorgung»
Das will die Europäische Bürgerinitiative «My Voice, My Choice: Für einen Zugang zu sicheren Abtreibungen» (Aktenzeichen C/2024/2353) ändern. Sie fordert, dass die EU Mitgliedstaaten wie die Niederlande finanziell unterstützt, die sichere Schwangerschaftsabbrüche für jede Frau in Europa anbieten. Ein Schwangerschaftsabbruch gehöre zur medizinischen Grundversorgung, heisst es zur Begründung. «Unsichere Abtreibungen zu verhindern ist Sache der öffentlichen Gesundheit.» Es sei gut dokumentiert, dass restriktive Gesetze Abtreibungen nicht verhinderten. Sie führten aber zu einem Anstieg illegaler Abtreibungen. «Zahllose Frauen haben bereits ihr Leben oder ihre Lebensgrundlage verloren, weil sie keinen Zugang zu sicherer Abtreibung hatten. Damit muss Schluss sein.» Wenn Frauen eine Schwangerschaft nicht sicher und legal abbrechen könnten, verletze dies ihr Recht auf Selbstbestimmung und auf körperliche und seelische Unversehrtheit, heisst es weiter. Frauen würden auf ihre reproduktive Funktion reduziert, was nach der EU-Grundrechtecharta eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts darstelle. 

Mehr als eine Million Unterschriften
Innerhalb eines Jahres haben mehr als 1.2 Millionen Menschen aus 20 Ländern die Initiative unterzeichnet. Wenn mindestens eine Million Unterschriften beglaubigt sind, wird sie der EU-Kommission und dem Europäischen Parlament vorgelegt.

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