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Im letzten Herbst: Demonstration in Oslo gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechtes. © nrk

Kirche plädiert für legalen Schwangerschaftsabbruch

fs /  Kehrtwende einer Landeskirche: Sie befürwortet jetzt ein Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper, allerdings nur halbherzig.

Die evangelisch-lutherische Kirche Norwegens bittet Frauen um Entschuldigung für ihren Kampf gegen Abtreibungen seit der Legalisierung vor über vierzig Jahren.

«Illegale Abtreibungen verhindern»
In einer Stellungnahme, welche die norwegische Bischofskonferenz kürzlich veröffentlicht hat, heisst es: «Eine Gesellschaft, die legale Abtreibungen ermöglicht, ist besser als eine Gesellschaft ohne legale Abtreibungen. Sie verhindert illegale Abtreibungen und fördert die Gesundheit und Sicherheit von Frauen.» Weltweit würden «Kirchen» immer noch beitragen zur «Belastung» vieler schwangerer Frauen, die in einer schwierigen Lebenslage sind.

«Zu wenig für Frauenrechte eingesetzt»
Bisher habe die Kirche wenig Verständnis für die Herausforderungen gezeigt, denen Frauen sich stellen müssen. Sie habe sich als Institution grundsätzlich zu wenig für Frauenrechte eingesetzt. «Wir bitten um Entschuldigung. Als Kirche müssen wir anders über Abtreibung sprechen und anders für die betroffenen Menschen sorgen.» Ungefähr 70 Prozent der norwegischen Bevölkerung gehören der evangelisch-lutherischen Kirche an.

Regierung will Abtreibungen erschweren
Deren Kehrtwende hat vermutlich einen politischen Hintergrund. Die norwegische Minderheitsregierung ist bereit, das Abtreibungsrecht zu verschärfen, um an der Macht zu bleiben. Regierungschefin Erna Solberg sagte letzten Herbst, die Zeiten seien vorbei, in denen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen Tabu gewesen sei. In Norwegen können Frauen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche über einen Abbruch frei entscheiden. Nach der zwölften Woche ist ein Abbruch unter anderem möglich, wenn eine «hohe Wahrscheinlichkeit» besteht, dass das Kind wegen einer Erbanlage ernsthaft erkranken könnte. Die Konservativen wollen dies nur noch bei einer tödlichen Krankheit erlauben.

Schutz des Fötus
Trotz ihrer Selbstkritik bezüglich der totalen Ablehnung von Abtreibungen, unterstützt die Kirche das Vorhaben der Regierung. Im Schreiben der Bischofskonferenz heisst es, die Gesellschaft müsse betroffene Eltern und Kinder besser unterstützen. Menschliche Würde sei nicht abhängig von funktionalen Fähigkeiten. Alle Menschen könnten ein erfülltes Leben leben. Es gehe nicht darum, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in den ersten 12 Wochen in Frage zu stellen. Doch das Gesetz löse nicht jedes ethische Dilemma. Und dann folgt der für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen meist verhängnisvolle Satz: «Von der Empfängnis an ist der Fötus ein Leben mit Wert und Anspruch auf Schutz.»


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