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Amnesty International hat sich jahrelang für die Freilassung von Teodora Vásquez engagiert. © AI

Toter Fötus: Frau nach zehn Jahren Haft frei

fs /  In El Salvador hat das Höchstgericht die Strafe gegen eine Frau, die nach einer Totgeburt zu dreissig Jahren Haft verurteilt worden war, reduziert.

Die Autopsie des Fötus habe nicht bewiesen, dass Teodora Vásquez die Totgeburt absichtlich herbeigeführt habe, heisst es im Urteil des Höchstgerichtes von El Salvador. Dieses reduzierte die Strafe, hob aber die Verurteilung wegen «schweren Mordes» nicht auf.

«Schwerer Mord»
Die alleinstehende Vásquez hatte einen vierjährigen Sohn, als sie erneut schwanger wurde. Im neunten Monat erlitt sie eine Totgeburt. Sie wurde wegen «schweren Mordes» verurteilt und verbrachte über ein Jahrzehnt hinter Gittern. Nach dem Urteil des Höchstgerichtes wurde sie frei gelassen. «Es ist ermutigend zu sehen, dass Teodora aus dem Gefängnis freikommt, wo sie eigentlich nie hätte sein sollen, aber El Salvador ist noch weit davon entfernt, die Rechte von Frauen und Mädchen im Land vollständig zu gewährleisten», sagte Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Höchststrafe 50 Jahre
El Salvador hat weltweit eines der strengsten Abtreibungsgesetze. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in jedem Fall verboten, also auch nach einer Vergewaltigung oder wenn die Gesundheit der Mutter oder des Kindes in Gefahr ist. Frauen und Mädchen, die eine Fehl- oder Totgeburt erleiden, wirft die Staatsanwaltschaft oft Mord oder schweren Mord vor. Dafür droht eine Höchststrafe von 50 Jahren Gefängnis. Im Verfahren müssen die Frauen beweisen, dass sie ihre Schwangerschaft nicht vorsätzlich beenden wollten. In Rechtsstaaten liegt die Beweisleist einer Straftat bei den Gerichten. Angeklagte müssen nicht ihre Unschuld beweisen.

«Frauenfeindliches Gesetz»
Vásquez ist eine von 16 Betroffenen, die in den letzten Jahren dank des unermüdlichen Engagements von Frauen- und Menschenrechtsorganisationen frei gekommen sind. Mit Mayra Figueroa soll bald eine weitere das Gefängnis verlassen können, berichtet der «Guardian». Sie war vor 15 Jahren zu dreissig Jahren Haft verurteilt worden.
Laut Amnesty International sind zurzeit noch mindestens 27 Frauen aufgrund des absoluten Verbots von Schwangerschaftsabbruch inhaftiert. Die meisten kommen aus armen Verhältnissen. Maria Teresa Rivera, die vor zwei Jahren freigelassen wurde, hat mittlerweile in Schweden Asyl erhalten. Sie verliess ihre Heimat, weil die Behörden weiter gegen sie ermittelten. Im «Guardian» sprach sie von einem frauenfeindlichen Gesetz, das nur Frauen aus armen Verhältnissen betreffe, die Schwangerschaftskomplikationen erleiden. «Wer Geld hat, geht in eine Privatklinik oder ins Ausland.»


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