Mormoninnen wollen Priesterinnen sein
In der «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage» werden Jungen automatisch Laien-Priester, wenn sie 12 Jahre alt sind. Sie erhalten laufend mehr Verantwortung. Ab18 Jahren können sie Leitungsaufgaben auf Gemeinde-, Regions- und globaler Ebene übernehmen. Frauen bleibt dies verwehrt. Mormoninnen verlangen nun, ebenfalls Laien-Priesterinnen werden zu dürfen.
Frauen stören «Geist der Harmonie»
Die Mormonen-Kirche hat weltweit etwa 15 Millionen Gläubige. Sie ist stark hierarchisch organisiert. Zweimal jährlich findet ein Treffen der Laien-Priester in Salt Lake City (USA) statt. Etwa 100’000 Personen nehmen daran teil. Im Herbst begehrten die «Ordain Women» erstmals Einlass. An der Frühjahrskonferenz klopften sie erneut an die Konferenztüren. Die Kirche reagierte ungehalten. Die Frauen würden damit den «Geist der Harmonie» stören. Es widerspreche dem Willen Gottes, dass Frauen in der Mormonen-Kirche Priesterinnen werden dürfen. Die grosse Mehrheit der Mormoninnen und Mormonen sei deshalb dagegen, dass Frauen Priesterinnen werden dürfen.
Engagement für die Kirche
Kate Kelly, Anwältin für internationales Menschenrecht und Mitgründerin der «Ordain Women», sagte gegenüber dem «Guardian», es gehe den Frauen nicht um Protest, sondern darum, eine wichtigere Rolle in der Kirche zu spielen: «Wir engagieren uns für die Kirche und nicht gegen sie.» Frauen hätten in der Mormonen-Kirche keinen Zugang zu den wichtigsten Leitungsaufgaben und dürften nicht einmal über das Budget der Frauenorganisation entscheiden.
Mit ihren medienwirksamen Aktionen haben die «Ordain Women» bereits eine gewisse Öffnung erreicht: An der Frühjahrskonferenz durfte erstmals eine Frau ein öffentliches Gebet sprechen und erstmals wurde die Priesterversammlung live per Satellit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor gut zwanzig Jahren hat die Mormonen-Kirche mehrere Frauen, die mehr Einfluss forderten, noch exkommuniziert.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine