Sahh-1

LCWR-Präsidentin Sharon Holland ist die Aufpasser aus dem Vatikan losgeworden. © RNS

Papst pfeift Nonnen-Kontrolleure zurück

fs /  Der grösste US-Dachverband von Nonnen bleibt selbstständig. Der Papst hat die Bevormundung durch den Vatikan vorzeitig beendet.

Die Glaubenskongregation des Vatikans hatte der Dachorganisation der Frauenorden in den USA (LCWR) vorgeworfen, feministische Veranstaltungen zu unterstützen und zentrale Punkte der katholischen Lehre zu wenig zu vertreten: das Männerpriestertum, die Ablehnung von Abtreibung und Homosexualität und den Vorrang der katholischen Lehre. Der Vatikan leitete eine Untersuchung ein und beauftragte drei Bischöfe, die Dachorganisation bis 2017 ideologisch wieder auf Vatikan-Kurs zu bringen.
«Intransparentes Verfahren»
Die «Leadership Conference of Women Religious» (LCWR) setzte gegenüber den Bischöfen auf Dialog. Die Untersuchung verlief trotzdem nicht konfliktfrei: Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, hatte den Nonnen noch letztes Jahr «Ungehorsam» gegenüber dem Vatikan vorgeworfen. Die LCWR kritisierte ihrerseits, dass die Glaubenskongregation das Verfahren nicht transparent führe.
Nonnen ohne Ordenstracht
Die LCWR vertritt etwa 80 Prozent der schätzungsweise 60’000 US-Nonnen. Seit dem zweiten vatikanischen Konzil haben viele ihre Ordenstracht (Habit) abgelegt und das Kloster verlassen. Sie engagieren sich in Wissenschaft, Politik und NGO-Organisationen für den katholischen Glauben. Der neue Papst Franziskus gilt im Vergleich zu seinem Vorgänger als toleranter gegenüber der pluralistischen Linie der US-Ordensfrauen. Er hat nun die Gängelung der Nonnen vorzeitig beendet.
Interpretationsoffener Abschlussbericht
Im Abschlussbericht der Glaubenskongregation heisst es, dass man einen «substanziellen Dialog» geführt und im «Geist der Zusammenarbeit» einen Konsens gefunden habe. Der LCWR werde künftig Stellungnahmen und Veranstaltungen vermeiden, «die mit Blick auf die kirchliche Lehre unklar sind oder als Gegensatz zu ihr gelesen werden können». Publikationen sollen «kompetente Theologen» überprüfen. Ob das auch Theologinnen aus einem Orden sein können, konkretisiert der Bericht nicht.
Lob für Arbeit der Nonnen
Parallel zur Glaubenskongregation hatte auch die Ordenskongregation ein Verfahren gegen die US-Nonnen geführt. Betroffen waren nur Nonnen, die nicht in einem Kloster leben. Die Ordenskongregation warf diesen vor, die offizielle katholische Lehre nicht mehr zu vertreten und nicht mehr nach deren Regeln zu leben. Den Untersuchungsbericht der Ordenskongregation veröffentlichte der Vatikan bereits Ende letzten Jahres. Darin lobt er die US-Nonnen für ihre engagierte Glaubensverkündigung und ihre Sozial- und Bildungsarbeit.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581