Autorinnen schlechter bezahlt
Soziologin Dana Beth Weinberg und Mathematiker Adam Kapelner von der «City University of New York» haben die Preise von fast zweieinhalb Millionen Büchern verglichen, die zwischen 2002 und 2012 gedruckt und in Nordamerika veröffentlicht worden sind.
Grosser Preisunterschied
Die Ergebnisse haben sie in der Online-Fachzeitschrift «PLOS One» veröffentlicht:
- Bücher von Autorinnen, die von grossen Verlagen herausgegeben wurden, sind im Durchschnitt fast 45 Prozent billiger als die ihrer männlichen Kollegen.
- Mit 7 Prozent ist dieser Unterschied deutlich kleiner, wenn die Bücher im Eigenverlag erschienen sind.
Nicht erklärbarer Unterschied
- Der Preisunterschied wird teilweise dadurch erklärt, dass Autorinnen in Sparten stärker vertreten sind, deren Bücher grundsätzlich billiger verkauft werden. Dazu gehören beispielsweise Romane. Hingegen sind sie bei den teureren Sachbüchern untervertreten.
- Doch es gibt auch innerhalb der Sparten eine Lohnkluft von durchschnittlich neun Prozent bei Büchern von Verlagen und vier Prozent bei Büchern im Eigenverlag. Dieser nicht erklärbare Preisunterschied entspreche etwa der unerklärbaren Lohnkluft in anderen Erwerbsbereichen, schreibt das Forschungsteam. Es vermutet unbewusste Vorurteile bei Verlagen, Selbstverlegerinnen und dem Markt, der Bücher von Frauen tiefer bewerte.
Empörte Reaktionen
Die US-amerikanisch-britische Autorin Francesca Segal äusserte sich im «Guardian» empört: «Es ist die alte Nachricht in einem neuen Bereich – Frauen werden für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt.» Die britische Schriftstellerin Joanne Harris sagte, die tieferen Preise seien die logische Folge einer Branche, die Frauenarbeit grundsätzlich als weniger wertvoll und relevant beurteile. Die junge britische Autorin Samantha Shannon äusserte sich enttäuscht, aber nicht überrascht: «Das Vorurteil, dass Literatur von Männern Allgemeingültigkeit hat und Literatur von Frauen nicht, ist immer noch weit verbreitet. Ein weiterer Grund für den Preisunterschied könnte sein, dass Frauen gegenüber Verlagen zu wenig fordernd sind.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine