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Regisseurinnen fordern eine Frauenquote für Regieaufträge. © PQR

Bei Krimis und Herzkino führen Männer Regie

fs /  Regieaufträge für TV-Spielfilme gehen hauptsächlich an Männer. Regisseurinnen fordern gesetzliche Quoten.

In Deutschland sind Regisseurinnen in TV- und Kino-Spielfilmen weiterhin die Ausnahme. Das geht aus dem aktuellsten «Regie-Diversitätsbericht» des Bundesverbandes Regie (BVR) für das Jahr 2015 hervor.

Null Prozent bei Krimis
In der ARD liegt der Frauenanteil bei der Regie von Spielfilmen für die Hauptsendezeit bei 15 Prozent, im ZDF bei 12 Prozent. Null Prozent sind die Frauenanteile beim populären ARD-Krimi «Polizeiruf 110» und bei den ZDF-Krimis am Freitagabend. Sogar bei Filmen, die mehrheitlich Frauen schauen, wie «Herzkino» im ZDF am Sonntagabend und dem Unterhaltungsfilm der ARD am Freitagabend, liegt der Frauenanteil in der Regie bei nur 15 Prozent.

Null Prozent bei privaten TV-Sendern
Erstmals analysiert der Diversitätsbericht dieses Jahr die Regie auch bei privaten TV-Sendern. Mit dreissig Prozent besonders hoch ist der Regisseurinnenanteil bei Serien von RTL und Vox. Diese gelten jedoch als schlecht bezahlt und werden nicht zur Hauptsendezeit ausgestrahlt. Keine einzige Frau hat bei einem Film für die Hauptsendezeit Regie geführt.

Mini-Quote im Filmförderungsgesetz
In Deutschland sind fast die Hälfte derjenigen, die eine Regie-Ausbildung an einer staatlichen Filmhochschule abschliessen, Frauen. Der Verein «Pro Quote Regie», in dem sich über 400 Regisseurinnen zusammengeschlossen haben, fordert, dass mindestens 30 Prozent der Aufträge für Film- und Fernsehproduktionen an Regisseurinnen vergeben werden müssen. Die Novelle des Filmförderungsgesetzes, welche der Bundestag kürzlich verabschiedet hat, schreibt lediglich vor, die Gremien der Filmförderungsanstalt paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzen.

Die ARD-Tochter Degeto hat Ende letzten Jahres freiwillig eine 20-Prozent Frauenquote für Regie-Aufträge eingeführt. Degeto produziert pro Jahr etwa hundert Fernsehfilme und Serien für die ARD, oder ist an deren Produktion finanziell beteiligt.

Frauen fördern Frauen
In den USA hat Produzentin Melissa Rosenberg kürzlich angekündigt, für die 13 Episoden der zweiten Staffel der Netflix-Serie «Jessica Jones» ausschliesslich Regisseurinnen zu verpflichten. Und Filmemacherin Ava Duvernay («Selma») hat für die Serie «Queen Sugar», die auf dem Oprah Winfrey Network ausgestrahlt wird, einzig Regisseurinnen engagiert.

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