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Staubschutzplane am Innsbrucker Dom mit feministischem Spruch. © Hölbling

Feministische Parole an katholischem Dom

fs /  Slogans im XXL-Format auf Baugerüsten sollen zum Nachdenken über Gleichberechtigung und Feminismus anregen. Der Kreuzstich ist absichtlich gewählt.

«Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist»: Diese Parole steht mindestens bis Anfang September auf einer Staubschutzplane, die das Baugerüst am Innsbrucker Dom in Österreich verhüllt. Der grossflächige, mit pinkfarbenem Tüllstoff gestickte Slogan ist Teil der Kunstaktion «Solange» der Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka. Die Kunstaktion soll Antworten auf die Frage geben, wie lange Feminismus noch notwendig ist.

«Pfiffiger Spruch»
Cibulka hatte den Verantwortlichen des katholischen Doms mehrere Slogans vorgelegt. Diese entschieden sich für den Satz mit dem bärtigen Gott. Der Bart steht laut Cibulka symbolisch für etwas Überfälliges, das eine Änderung braucht. Generalvikar Florian Huber sagte bei der Präsentation der Kunstinstallation: «Für mich klingt der Spruch recht pfiffig und nicht ideologisch fixiert.»

Männliches Umfeld durchstochen
Die 91 Zentimeter hohen Buchstaben sind absichtlich im Kreuzstichmuster gestickt. «Mit Stickrahmen und Kreuzmuster wurden Frauen jahrhundertelang beschäftigt und zu Haus gehalten, statt ihnen Zugang zu Männerdomänen zu gewähren», sagte Cibulka der «Tiroler Tageszeitung». Mit dem Besticken von Schutzplanen werde das männlich geprägte Umfeld einer Baustelle buchstäblich durchdrungen und neu besetzt.

Inspiriert von Tracey Emin
Die Slogans entstanden in Gesprächen der Künstlerin mit Frauen und Männern zu den Themen Feminismus und Gleichberechtigung. Die britische Künstlerin Tracey Emin hatte Cibulka inspiriert. Diese hatte in einem Interview gesagt: «Solange einer Lehrerin die Hand abgehackt wird, weil sie jungen Mädchen das Schreiben und Lesen beigebracht hat, bin ich Feministin.»

Bisherige Slogans
Die Installation an der Domfassade ist die fünfte der Kunstaktion «Solange» und gilt als bisheriger Höhepunkt. Die Installationen sind jeweils so lange zu sehen, wie die Baugerüste stehen. Die früheren Slogans:

  • «Solange Gleichberechtigung eine ewige Baustelle ist, bin ich Feministin.»
  • «Solange Macht dazu verführt, Frauen zu missbrauchen, bin ich Feminist.»
  • «Solange ich von Karriere rede und du Familienmanagement meinst, bin ich Feministin.»
  • «As long as the art market is a boy’s club, i will be a feminist.»

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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