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Das saudische Mädchen träumt von einem grünen Velo © zvg

Saudischer Frauenfilm sorgt für Furore

Barbara Marti /  Haifaa Al-Mansour musste in Saudiarabien vom abgedunkelten Auto aus arbeiten. Ihr mehrfach prämierter Film läuft noch in den Kinos.

Die Regisseurin Haifaa Al-Mansour erzählt im Film «Wadjda» die Geschichte eines Mädchens, das lernen möchte, Fahrrad zu fahren. Velofahren war Frauen bis vor kurzem verboten und ist ihnen heute nur in Begleitung eines Mannes erlaubt.

In Saudiarabien sind Kinos verboten
Am Filmfestival von Fribourg hatte Haifaa Al-Mansour den Publikumspreis erhalten. Zuvor war sie am Filmfestival von Dubai mit dem Preis für den besten arabischen Film ausgezeichnet worden. Im stockkonservativen Saudiarabien sind Kinos verboten und Frauen sind rechtlich Menschen zweiter Klasse. Es gilt deshalb als Sensation, dass eine Frau Regisseurin des ersten Spielfilms ist, der ganz in Saudiarabien gedreht und produziert worden ist.

Frauenleben in Saudiarabien
«Wadjda» erzählt die Geschichte eines Mädchens, das sich ein eigenes Fahrrad wünscht. Damit will es einen Nachbarsjungen auf dem Schulweg überholen. Er soll sehen, dass sie als Mädchen alles kann, was er kann.
In Saudiarabien ist das Fahrradfahren Frauen erst seit kurzem in engen Grenzen und nur mit männlicher Begleitung erlaubt. Wadjda akzeptiert diese gesellschaftlichen Zwänge nicht und kämpft auch mit illegalen Mitteln für ihr Fahrrad.
Der Film erzählt zudem die Geschichte ihrer Mutter und damit das Schicksal einer Frau, die keinen Sohn geboren hat. Die Mutter kämpft um ihre Ehe. Ihr Mann lässt sich immer seltener blicken. Er scheint eine andere Frau zu suchen.

Schwierige Arbeitsbedingungen
«Wadjda» entstand unter schwierigen Arbeitsbedingungen: Zwar waren die Dreharbeiten von offizieller Stelle genehmigt, doch vor Ort verjagte die konservative Bevölkerung das Team mehrmals von den Drehorten.
Die Regisseurin konnte sich nur selten auf der Strasse bewegen, weil sie eine Frau ist. Deshalb musste sie meist abseits in einem abgedunkelten Auto arbeiten. Haifaa Al-Mansour: «Als Frau ist es mir nicht gestattet, mich mit Männern auf der Strasse aufzuhalten oder einen Film zu drehen. Dies gilt in der saudischen Gesellschaft als inakzeptabel. Ich führte Regie in einem Auto per Walkie-Talkie. Dies hat die Dreharbeiten zusätzlich erschwert.»

Mühsamer Alltag für erwachsene Frauen
Saudiarabien ist weltweit das Land mit der strengsten Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz. Zahlreiche Einschränkungen behindern das Alltagsleben von erwachsenen Frauen. Sie dürfen sich beispielsweise in der Öffentlichkeit nicht ohne Begleitung ihres Mannes oder eines männlichen Verwandten bewegen.
Regisseurin Haifaa Al-Mansour ist in einer Kleinstadt in einem liberalen Elternhaus aufgewachsen. Ihre Eltern hätten ihr Mut gemacht, ihre Träume zu verwirklichen, sagt sie. Viele Mädchen könnten ihr grosses Potential jedoch nie umsetzen, weil ihre Familien sie in jungen Jahren verheiraten.

Unterstützung von saudischem Prinz
Haifaa Al-Mansour lebt mittlerweile im Ausland. Eine Produktionsfirma aus Berlin und Prinz Al-Walid bin Talal, ein fortschrittlicher denkender Neffe von König Abdullah, haben die mutige Regisseurin unterstützt.
Haifaa Al-Mansour hat mit «Wadjda» den Frauen, die sich in Saudiarabien nur verhüllt in der Öffentlichkeit bewegen dürfen, ein Gesicht gegeben. Sie ist dafür beschimpft und bedroht worden. Gegenüber dem TV-Sender 3sat sagte die Regisseurin, sie habe keinen subversiven Film machen wollen. Träume zu verwirklichen, sei dessen Thema. Saudiarabien sei in Bewegung. Die junge Generation wolle so leben wie junge Menschen in anderen Ländern: «Wir sind ein reiches Land. Wir haben Internet, iPads und iPhones. Die neue Technik wird zu einer Öffnung beitragen.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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