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Online-Kommentare schreiben überwiegend Männer. © ndr

«Virtueller Männerstammtisch»

fs /  In Online-Kommentarforen dominiert die männliche Meinung. Zeitungsleserinnen erklären, warum sich Frauen seltener in Debatten einmischen.

Der Frauenanteil in Online-Kommentarforen ist tief. Die «Neue Zürcher Zeitung» hat in einer Online-Debatte das Publikum gefragt, weshalb diese Foren ein «virtueller Männerstammtisch» sind.

Sexismus, Zeitmangel, Oberflächlickeit
Folgende Gründe gaben die Leserinnen an:

  • Frauenfeindliche Kommentare: Die meisten Userinnen kritisierten das frauenfeindliche Klima in den Online-Foren. Frauen würden für ihre Meinungsäusserungen härter angegriffen als Männer und sie müssten eher mit Drohungen rechnen. Frauen würden nicht nur wegen ihrer Meinungen attackiert, sondern auch, weil sie Frauen sind.
  • Zeitmangel: Frauen sind mit Erwerbs-, Haus- und Betreuungsarbeiten überlastet. Andere nutzen ihre Freizeit lieber anders, als am Computer oder auf dem Smartphone Kommentare abzugeben.
  • Oberflächlicher Austausch: Userinnen kritisierten, dass der Austausch oberflächlich ist. Man höre sich nicht richtig zu. Es gehe nur um den Schlagabtausch. Ein Mitmachen sei sinnlos und ohne Mehrwert. Einige Userinnen gaben an, keinen Kommentar verfassen zu wollen, wenn ihre Meinung bereits im Forum geäussert wurde.

Spiegel der Diskussionskultur
Laura Eigenmann, Geschlechterforscherin an der Universität Basel, führt den tiefen Frauenanteil in Online-Kommentarforen hauptsächlich auf die bestehende Diskussionskultur zurück. Diese sei nach wie vor stark männlich geprägt. Emma Pierson, Statistikerin an der britischen Oxford-Universität, teilt diese Ansicht. Schon an Schulen ergreifen Frauen seltener das Wort, sagte sie in der «New York Times». Sie ermutigt Frauen, sich nicht zu viele Gedanken über die Qualität eines Kommentars zu machen. Für eine Demokratie sei es besser, wenn tausend gehaltlose Kommentare nicht nur von Männern, sondern zu gleichen Teilen von Frauen und Männern kommen.

Tiefer Frauenanteil
Pierson hat vor einigen Jahren rund 900’000 Kommentare unter Artikeln der «New York Times» analysiert. Weniger als einen Drittel dieser Kommentare konnte sie eindeutig einer Frau zuordnen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam kurz darauf die Medienwissenschaftlerin Fiona Martin von der Universität Sidney. Ihre Forschungsteam wertete 9 Millionen Online-Kommentare zu Artikeln grosser Medien aus den USA und Australien aus.
In den Kommentarforen sozialer Medien ist der Frauenanteil nur unwesentlich höher, wie eine Auswertung des NDR-TV-Magazins «Zapp» kürzlich zeigte. Dafür wurden 700’000 Kommentare bei den Facebook-Auftritten grosser Medienhäuser in Deutschland ausgewertet.


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