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Titel im «Tages-Anzeiger». © TA

«Eine Frau» macht wieder Schlagzeilen

fs /  Medien reduzieren Frauen auf ihr Geschlecht und machen sie damit unsichtbar. Kürzlich war eine amtierende Ministerin betroffen.

«Eine Frau soll Schweden weiterbringen», titelte der «Tages-Anzeiger» nach dem Rücktritt des Regierungschefs Stefan Löfven Ende August. Gemeint war Finanzministerin Magdalena Andersson, die erste Regierungschefin des Landes werden soll. 

«In Tunesien wird eine Frau Regierungschefin»

Ende September ernannte Tunesiens Präsident Kais Saied die Geologie-Professorin Nejla Bouden zur ersten Ministerpräsidentin in der Geschichte Tunesiens. Ihre Macht ist zwar stark beschränkt. Trotzdem: Nicht einmal diese Première taugte für eine Schlagzeile im «Tages-Anzeiger». Stattdessen hiess es wie in zahlreichen anderen Medien: «In Tunesien wird eine Frau Regierungschefin». 

Weitere Beispiel von Schlagzeilen aus diesem Jahr: «Nach dem Corona-Leugner soll eine Frau das Land retten», «Eine Frau führt künftig den Pharmakonzern Merck», «Frau übernimmt Führung des Pariser Louvre», «Frau übernimmt Kommando auf US-Flugzeugträger» oder «Eine Frau übernimmt die Deutsche Fussball Liga».

Unwahrscheinliche Schlagzeilen: «Ein Mann soll Schweden weiterbringen», «In Tunesien wird ein Mann Regierungschef», «Nach der Corona-Leugnerin soll ein Mann das Land retten», «Ein Mann führt künftig den Pharmakonzern Merck», «Mann übernimmt Führung des Pariser Louvre», «Mann übernimmt Kommando auf US-Flugzeugträger» oder «Ein Mann übernimmt die Deutsche Fussball Liga».

Renommierte Frauen unsichtbar gemacht

Die Beispiele zeigen: Frauen, die Schlagzeilen machen, reduzieren Medien auch heute noch oft auf ihr Geschlecht. So verschwinden auch renommierte Frauen hinter der Bezeichnung «eine Frau». Dabei ist es ganz einfach, diesen Sexismus zu überwinden: Man nennt die Frau mit Vornamen, Namen und Funktion, wie das bei Männern üblich ist.

Eintrag in Wikipedia

Seit letztem Jahr beschreibt ein satirischer Eintrag In der französischen Wikipedia das lange und spannende Leben von «Eine Frau». Sie hat keinen Vor- und keinen Nachnamen und viele Nationalitäten. Ihr Lebenslauf ist lang mit vielen Aktivitäten und Berufen. Einzig mit der Anerkennung hapert es: Sie hat nur fünf Nobelpreise für Chemie und nur einmal die Fields-Medaille erhalten, die höchste Auszeichnung für Mathematik-Talente. Basis für den unter einem Pseudonym verfassten Eintrag sind Schlagzeilen französischsprachiger Medien aus den letzten 60 Jahren.

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