Männliche Form nach CDU-Antrag aus Reglement gestrichen
Im Reglement (Satzung) der Freiwilligen Feuerwehr der hessischen Stadt Friedrichsdorf in Deutschland wurden bisher beide Geschlechter genannt, beispielsweise «die Wehrführerin / der Wehrführer» oder «der Stadtbrandinspektor / die Stadtbrandinspektorin». Daran störte sich die CDU-Fraktion im Stadtparlament.
Antrag der CDU-Fraktion
Diesen Sommer beantragte sie erfolgreich, «aus Gründen der Übersichtlichkeit» jeweils nur eine Personenbezeichnung zu nennen. Ein Eingangssatz sollte klarstellen, dass alle anderen Geschlechter mitgemeint sind. Welche Personenbezeichnung in der Satzung stehen soll, präzisierte die CDU im Antrag allerdings nicht. Für sie war es offensichtlich selbstverständlich, dass die weiblichen Formen gestrichen werden sollten.
Grüner Bürgermeister überrascht CDU
Der grüne Bürgermeister Lars Keitel musste den Parlamentsbeschluss umsetzen. Er strich jedoch nicht die weiblichen, sondern die männlichen Formen. «Ich habe mich für die Beibehaltung der weiblichen Formen entschieden», sagte Keitel im Hessischen Rundfunk. «Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen in der Feuerwehr und dort auch in Führungspositionen tätig sind.» Frauen seien auch in Zukunft wichtige Einsatzkräfte für die Feuerwehr. «Wenn man diese Formulierungen als Provokation wahrnimmt, dann haben wir in Deutschland noch einiges zu tun», so Keitel.
CDU: «Falsches Signal»
Die CDU-Fraktion fühlte sich übertölpelt. Es sei nicht ihre Absicht gewesen, dass nun ausschliesslich weibliche Formen in der Satzung stehen, sagte die Fraktionsvorsitzende Katja Gehrmann. Das sei ein falsches Signal, da nicht alle Führungsämter weiblich besetzt sind. «Wir bedauern diese einseitige Umsetzung, denn sie widerspricht dem Anspruch auf Wertschätzung gegenüber allen Feuerwehrangehörigen.»
Feuerwehr kann «gut damit leben»
Stadtbrandinspektor Pino Raguso leitet die Freiwillige Feuerwehr. Er sagte im Hessischen Rundfunk, dass sich alle Führungskräfte in der Feuerwehr auf die neue Sprachregelung geeinigt hätten. An deren Ausarbeitung seien vier Männer und drei Frauen beteiligt gewesen. Ob diese Satzung in Deutschland einmalig ist, wisse er nicht. «Aber ich kann versichern, dass wir alle damit gut leben können.»
Konservatives Plädoyer für Doppelformen
In der Schweiz sorgten Doppelformen kürzlich ebenfalls für eine Kontroverse, wie die «Sonntagszeitung» berichtete. Anlass war ein Artikel in der «Eisenbahn-Revue», in dem nur von Lokomotivführern die Rede war. Dies kritisierte Christian Aebi vom Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons Bern. Daraufhin kritisierte Chefredaktor Walter von Andrian die «politisch gepredigte, meist sinnlose Aneinanderreihung von männlichen und weiblichen Formen». Nun warf Aebi dem Chefredaktor Diskriminierung vor und verlangte eine Entschuldigung sowie eine Richtigstellung. Der Chefredaktor reagierte mit dem Vorwurf, Aebi verletze die Medienfreiheit. Er wandte sich an dessen Vorgesetzten, Regierungsrat Christoph Neuhaus. Dieser ist Mitglied der konservativen SVP, die bei jeder Gelegenheit gegen gerechte Sprache wettert. Doch Neuhaus reagierte überraschend mit einem Plädoyer für Doppelformen. «Für Sie genügt Lokführer», schrieb er. Es sei jedoch «mehr als angebracht», die weibliche und männliche Form zu nennen, damit sich auch beide angesprochen fühlen. Und prophylaktisch fügte er hinzu: «Sie brauchen sich nun nicht als heroischer Kämpfer gegen Genderwahn und als armes Opfer medial zu inszenieren. Und schon gar nicht aufzujaulen, die Medienfreiheit sei so gefährdet.»

