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Entscheidender Unterschied: Werbung mit (links) und ohne Bezug zum Produkt (rechts). © pinkstinks

Handy zücken und frauenfeindliche Werbung melden

fs /  Diskriminierende Werbung kann man jetzt rasch online an den Pranger stellen. Ziel ist ein gesetzliches Verbot.

Wer sich über sexistische Werbung ärgert, kann jetzt in Deutschland rasch selber handeln. Es genügt, mit dem Handy ein Foto zu machen und dieses auf der neuen Webseite werbemelder.in hochzuladen. Dort wird jedes Foto auf einer Deutschlandkarte markiert. Finanziert wird dieser Online-Pranger während zwei Jahren vom Bundesfrauenministerium.

Blickfang Frauenkörper
Initiantin der Melde-Webseite ist die Kampagne «Pinkstinks». Sie definiert sexistische Werbung als Werbung, die den «weiblichen Körper oder Körperteile ohne Produktbezug als Blickfang» einsetzt. Konkret: Wenn ein Busen zum Beispiel für einen BH wirbt, ist das sexy, aber nicht sexistisch. Wenn der Busen hingegen darauf aufmerksam machen soll, dass die Metzgerei um die Ecke auch «Frischfleisch» verkauft, ist die Werbung sexistisch.

Gesetzgeber aufrütteln
«Pinkstinks» teilt die eingereichten Fotos in drei Kategorien ein: sexistisch, nicht-sexistisch und stereotyp. Jedes Foto wird mit dem entsprechenden Vermerk auf der Deutschland-Karte gekennzeichnet. Mit der Karte will «Pinkstinks» aufzeigen,

http://www.frauensicht.ch/data/attachements/nixmi.png

Nicht sexistisch: Als «sexualisiert, aber nicht diskriminierend» beurteilt «Pinkstinks» diese Werbung.

wie verbreitet sexistische Werbung in Deutschland ist. Dies soll den Gesetzgeber aufrütteln. Ein Gesetzesentwurf von «Pinkstinks» für ein bundesweites Verbot sexistischer Werbung hat es nämlich bisher nicht einmal in ein Parteiprogramm geschafft. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte letztes Jahr angekündigt, sexistische Plakate und Anzeigen zu verbieten. Doch die Kritik war gross und Maas hat das Projekt darauf schubladisiert.

Kleine Unternehmen im Visier
«Pinkstinks» stellt seit Jahren sexistische Werbung online an den Pranger und hat damit schon einige Unternehmen zum Handeln gebracht. So erklärte Unilever 2016, in der Werbung auf Geschlechter-Klischees zu verzichten. Vor allem grössere Unternehmen hätten begriffen, dass der Verzicht auf sexistische Werbung besser für das Geschäft ist, sagte «Pinkstinks»-Geschäftsführerin Stevie Meriel Schmiedel der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Hingegen fänden ländliche und mittelständische Unternehmen sexistische Werbung oft immer noch witzig.

http://www.frauensicht.ch/data/attachements/stertyy.png
Stereotyp: Laut «Pinkstinks» ist diese Werbung nicht sexistisch, aber klischeehaft, weil nur Mädchen in Mathematik Nachhilfe brauchen.

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