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«Kalkulierter Sexismus»: Pin-ups auf den Milchflaschen von Müllermilch. © PS

Molkerei provoziert mit halbnackten Frauen

fs /  Pin-ups auf Milchflaschen haben einen Proteststurm ausgelöst. Der Hersteller provoziert nicht das erste Mal.

Produkte der deutschen Molkerei Alois Müller sind auch in der Schweiz und Österreich erhältlich. Auf der Weihnachtsedition der Milchflaschen sind halbnackte blonde und brünette Frauen zu sehen. Die Geschmacksrichtung «Schoko» ist mit einer dunkelhäutigen Frau bebildert. Die Verpackungen seien sexistisch und rassistisch, heisst es auf Twitter unter dem Hashtag #Ichkaufdasnicht.

Petition gegen «Misogynie-Milch»
Müllermilch liess verlauten, es gebe schlimmere Werbung. Auf den Verpackungen seien Pin-ups zu sehen, wie sie in den 1950er Jahren üblich gewesen seien. Die Darstellung sei «weitaus weniger freizügig als das, was seit einigen Jahren oftmals in Anzeigen, TV-Spots und quer durch alle Medienformen tagtäglich an nackter Haut zu sehen ist». Die Kampagne Pinkstinks kritisiert diese Argumentation in ihrer Petition an Müllermilch: «Sexismus hat wenig mit Nacktheit zu tun. Sexismus ist, wenn ein Geschlecht benachteiligt wird. Lieb lächelnde Frauenkörper als Dekoration für etwaige Produkte zu nutzen ist genau deshalb abwertend, weil Frauen von jeher als Dekorationsobjekte, nicht aber als machtvolle Akteure inszeniert wurden.»
«Kalkulierter Sexismus»
Die «Wienerin» schrieb, man habe das Gefühl, «die letzten 150 Jahre Emanzipation hätten nie stattgefunden». Für «Brigitte» ist die Werbung «kalkulierter Sexismus», um maximale Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch Frauen wollten sich 2015 nicht mehr über Werbemotive nerven, «die bewusst diskriminieren, um Aufmerksamkeit zu erzeugen». Das gängige Argument, dass die anderen noch schlimmer seien, sei unerheblich. «Warum verzichtet ihr nicht einfach komplett auf das Werbemotiv ‹Frau, freizügig›? Ein Kausalzusammenhang besteht ja ohnehin nicht. Oder kommt eure Milch nicht aus der Kuh?»
Provokationen
Müllermilch provoziert nicht das erste Mal. Letztes Jahr reichte die Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes» beim Deutschen Werberat Beschwerde ein gegen einen Werbespot. Darin sagt eine Mutter ihrer Tochter, dass der Vater sie schlagen wird, weil sie ihren eigenen Weg gehen will. «Terre des Femmes» schrieb, Gewalt gegen Frauen und Mädchen sei kein Anlass, sich mit «vermutlich witzig gemeinter Werbung» darüber lustig zu machen. Müllermilch antwortete damals ähnlich wie jetzt. Die Werbung sei nicht gewaltverherrlichend, sondern von «souveräner Leichtigkeit». Die Spots sollten «eine grosse Portion gute Laune» in den Alltag bringen. «Selbstverständlich wollen wir damit in keinster Weise körperliche Gewalt propagieren oder verherrlichen.» Der Deutsche Werberat teilte diese Ansicht.


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