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Werbekampagne für die «Neue Nordhäuser Zeitung»: Eine Frage des Humors oder einfach nur sexistisch? © Screenshot NNZ

Sexistische Werbung war «ironisch gemeint»

fs /  Eine deutsche Zeitung wirbt mit einer schlüpfrigen Botschaft. Für den Chefredaktor kein Problem. Er findet es lustig.

Die Neue Nordhäuser Zeitung (Thüringen) rechtfertigt ihre sexistische Werbekampagne für den neuen Internetauftritt damit, dass sie ironisch gemeint sei. Sie zeigt ein tief ausgeschnittenes Dekolleté, darunter der Spruch: «Die Neue. Kommt schneller als die Alte, ist besser gebaut und macht, was man ihr sagt.» Die Kritik in den Medien und Politik versteht Chefredakteur Peter-Stefan Greiner nicht. Die Zeitung werbe bereits seit 12 Jahren mit diesem Motiv. Es sei ironisch gemeint.
Als die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Nordhausen sich bei der Zeitung beschwerte, riet ihr Chefredakteur Greiner, alle Medien zu meiden, wenn sie keinen Humor verstehe. Darauf verlangte auch der Landesfrauenrat Thüringen, dass die Zeitung die sexistische Kampagne stoppt. Die Reaktion des Chefredakteurs zeige deutlich, dass Debatten um den Alltagssexismus in Deutschland «mehr als nötig» seien: «Statt sich ernsthaft Gedanken über die frauenverachtende Botschaft in seiner Werbung zu machen, versucht er KritikerInnen den Humor abzusprechen.»
Darin liege das Kernproblem des Sexismus, sagt Stevie Schmiedel, Initiantin der Kampagne «Pinkstinks», im «Neuen Deutschland». Sexismus werde nicht als solcher wahrgenommen, sondern mit Humor rechtfertigt.
Bisher gebe es keine genaue Definition was Sexismus in der Werbung ist, sagt Stevie Schmiedel: «Bis 2014 wollen wir einen genauen Definitionskatalog für den Werberat entwickeln, der deutlich macht, was Sexismus in der Werbung ist.» Die Kampagne «Pinkstinks» wirft dem Deutschen Werberat, dem Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft, vor, Beschwerden gegen sexistische Werbung oft mit dem Argument abzuweisen, diese sei ironisch gemeint.
Die Kampagne, die letztes Jahr gegründet wurde, richtet sich gegen Produkte, Marketingstrategien und Medien, die Mädchen und Frauen auf eine traditionelle Geschlechterrolle festlegen. Erste Erfolge: Eine Petition gegen das pinke Überraschungs-Ei für Mädchen von Ferrero führte dazu, dass der Verkauf der pinken Eier, die als Spielzeug ultradünne Modefeen enthielten, langsam auslief. Und «Pinkstinks» war beteiligt an der erfolgreichen Kampagne gegen ein Mädchen-T-Shirt mit sexistischem Aufdruck des Versandhändlers Otto.


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