«Frauenfeindlichkeit eint Rechtspopulisten»
In Deutschland beklagt die rechtspopulistische AfD einen «Feminismus- und Genderwahn» und die Nivellierung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Für den Berliner Historiker Paul Nolte ist dies Ausdruck davon, dass der Umbruch der Gesellschaft von 1968 viel fundamentaler gewesen ist als bisher gedacht. Viele Menschen jenseits liberaler Milieus würden die Emanzipation der Frauen bis heute ablehnen und seien deshalb offen für die Angriffe von Rechtspopulisten auf Frauen und Frauenrechte, sagte Nolte in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung»: «Die Frauenfeindlichkeit ist ein heimlicher Kern und Klebstoff illiberaler Bewegungen.»
Trump’s Signalwirkung
Die abschätzigen Bemerkungen von Donald Trump gegenüber Frauen habe man während des letzten US-Wahlkampfes zu wenig ernst genommen. «Sein Verhalten hat wohl etwas Konstitutives: Es sendet seiner Klientel ein Signal, dass man es mit der gesellschaftlichen Liberalisierung seit 1968 doch wohl etwas übertrieben habe. Auch jenseits der USA sehen wir diesen Antifeminismus in nationalistischen und populistischen Bewegungen.»
«Triebkraft neu-rechter Bewegungen»
Franziska Schutzbach von der Universität Basel spricht von Frauenfeindlichkeit als der «Triebkraft neu-rechter Bewegungen». In einem Artikel über Maskulinitätsideologien und Rechtsnationalismus schreibt sie, dass man diesen Antifeminismus bisher zu wenig beachtet hat. «Lag der Fokus von Analysen zur neuen Rechten bisher vor allem auf Rassismus und Migrationsfeindlichkeit, wird jetzt zunehmend deutlich, dass Antifeminismus, Frauenverachtung und maskulistische Ideologien ebenfalls zentral, ja häufig der Ausgang für rechtsnationale Radikalisierung sind.»
Männliche Überlegenheit wieder herstellen
Der Soziologe und Männerforscher Rolf Pohl sagte gegenüber den «Belltower.News – Netz für digitale Zivilgesellschaft», dass traditionelle Geschlechterrollen und die Vormachtstellung des Mannes zu den ideologischen Bausteinen des Rechtsextremismus gehören. Rechtspopulisten behaupten, dass beides in Auflösung begriffen oder schon längst abgeschafft sei. Sie sind sich einig, dass eine verloren geglaubte Männlichkeit und Überlegenheit wiederherzustellen ist. Pohl: «Es geht um eine starke, männliche Wehrhaftigkeit, die sich gegen alle Zurücksetzungen behaupten muss.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine