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Kurdische Generalin Rojda Felat in Rakka: «Historischer Sieg für die Frauen.» © anha

Für Frauenrechte in den Krieg gezogen

fs /  Eine Generalin hat den IS besiegt. Ihr Sieg ist auch ein Sieg für die Freiheit der Frauen.

Die syrische Kurdin Rojda Felat hat mit ihren Truppen dazu beigetragen, den IS aus der syrischen Stadt Rakka zu vertreiben. Auf Bildern der Befreiung Rakkas ist sie in Uniform mit Gewehr und einem breiten Lachen zu sehen. Gegenüber der syrisch-kurdischen Nachrichtenagentur «Anha» sprach Felat von einem «historischen Sieg für die Frauen». Zuvor hatte sie in einem ihrer seltenen Interviews gesagt, ihr Ziel sei es, «die syrischen und kurdischen Frauen von den Fesseln der Tradition zu befreien sowie den Terrorismus und die Tyrannei zu beseitigen.»

Motivation Frauenrechte
In den kurdischen Milizen kämpfen Frauen seit Jahrzehnten. Als sich nach Ausbruch des Bürgerkrieges 2011 die syrischen Kurden bewaffneten, entstanden auch Fraueneinheiten. Heute sollen ihnen über 20’000 Kämpferinnen angehören. Das entspricht einem Drittel der kurdischen Truppen in Syrien. Felat trat 2013 einer marxistisch inspirierten Miliz bei. Vor Rakka hatte sie bereits mehrere Offensiven gegen den IS angeführt. Felat: «Das Vorurteil heisst: Frauen sind schwach. Wir beweisen, dass auch Frauen problemlos mit Maschinengewehren und Kanonen umgehen können.» Über ihr Alter und ihr Leben vor der Armee ist wenig bekannt. Nesrin Abdullah, Mitgründerin der Fraueneinheiten, sagte der Nachrichtenagentur AFP: «Felats Motivation ist der Kampf für die Freiheit der Frauen.»

Frauenquote in der Politik
Nach der Rückeroberung von Rakka gelten die Frauenrechte als eine der grössten Herausforderungen der syrischen Kurdinnen und Kurden, berichtet das Online-Portal «Middle East Eye MEE». Als sie vor einigen Jahren begannen, ihre Gebiete selber zu verwalten, verboten sie Kinderheirat und Polygamie und stellten Frauen und Männer im Scheidungs- und Erbrecht gleich. Für politische Gremien gilt eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent.

Ringen um Frauenrechte
In den von traditionellen Stämmen besiedelten Gebieten im Norden von Syrien ist die Entwicklung umgekehrt: Seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges haben Kinderheiraten und Polygamie stark zugenommen. Nun soll in denjenigen Gebieten, die neu unter kurdischer Administration stehen, das fortschrittliche kurdische Recht eingeführt werden. Das stösst dort jedoch auf erheblichen Widerstand. Es widerspreche dem islamischen Recht, zitiert MEE lokale Politiker. Mit Bildungskampagnen und dem Anstellen von Frauen in den Administrationen soll die Bevölkerung nun von den Vorteilen der Gleichstellung überzeugt werden.


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