Erneut fehlen Frauen an Friedensverhandlungen
Frauen sind nach wie vor kaum an Friedensverhandlungen beteiligt. Das zeigen aktuelle Beispiele wie der Ukraine- und der Gazakrieg. Laut der Uno lag der Frauenanteil bei Friedensverhandlungen 2024 nur bei mageren 7 Prozent. Dabei ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass Friedensabkommen länger halten, wenn Frauen an den Verhandlungen teilgenommen haben.
Uno-Resolution 1325
Die Uno anerkannte dies vor 25 Jahren in einer als Meilenstein gefeierten Resolution zu «Frauen, Frieden und Sicherheit» (WPS). Alle Mitglieder des Sicherheitsrates hatten ihr zugestimmt, was eine Seltenheit ist. Ziel der Resolution ist es unter anderem, Frauen an allen sicherheitsrelevanten Prozessen und Entscheidungen gleichberechtigt zu beteiligen.
Mit Frauen ist der Frieden stabiler
Doch 25 Jahre später sei die Bilanz «entmutigend», was den Frauenanteil bei Friedensverhandlungen betrifft. Das erklärte Politikwissenschaftlerin Elisa Piras im Magazin des Forschungszentrums «Eurac Research». Dabei sei wissenschaftlich erforscht, dass Verhandlungen, an denen Frauen beteiligt waren, zu einem stabileren Frieden führten. Frauen sind nicht wegen ihres Geschlechts friedlicher. Aber sie bringen in Friedensverhandlungen Vorschläge ein, die über die militärische Befriedung hinausgehen, so Piras. Sie hätten in der Zivilgesellschaft andere Netzwerke als Männer. Und sie seien eher bereit, grundlegende Probleme in Verhandlungen einzubringen, wie Sicherheit und den Zugang zu Arbeit, Gesundheit und Bildung.
Keine Priorität
Die weitgehende Abwesenheit von Frauen an Friedensprozessen nach einem Vierteljahrhundert zeigen laut Piras, dass Grundsatzerklärungen und ehrgeizige Reformprogramme der Uno oft nicht umgesetzt würden. Dafür seien die einzelnen Staaten verantwortlich. Doch nur 108 Staaten beschlossen «Nationale Aktionspläne» zur Resolution 1325. Mindestens ein Drittel dieser Pläne sei bereits ausgelaufen und nicht erneuert worden, so Piras. Für eine Mehrheit der Pläne gebe es zudem keine finanziellen Mittel, um sie umzusetzen. Piras: «Das ist ein deutliches Signal, dass das Thema keine Priorität hat.» Zu den Staaten ohne Aktionsplan gehören Russland, China, Israel, Indien und die Türkei.
Militarisierung der Frauen
Resolution 1325 brachte nicht mehr Frauen an die Verhandlungstische. Stattdessen habe man die Frauen militarisiert. «Es werden mehr Frauen zu Soldatinnen gemacht, aber Dynamiken und Strukturen bleiben unverändert.» Im Herbst 2024 rief der Uno-Generalsekretär die Mitgliedstaaten auf, Frauen häufiger und in entscheidenden Rollen an Friedensprozessen zu beteiligen. Ein Jahr später hatten sich jedoch erst 29 Staaten dazu verpflichtet. Zu diesen Staaten gehören die USA, die nun mit nahezu frauenlosen Delegationen zu Friedensverhandlungen erscheinen.

