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Die Meinungen zum Kopftuch gehen diametral auseinander. © dapd

Kopftuch spaltet Frauenbewegung

fs /  Kontroverse zum Kopftuch in einer deutschen Frauenorganisation: Vertreterinnen beider Positionen warnen vor Diskriminierung.

Die Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes» fordert ein gesetzliches Kopftuch-Verbot für Kinder im öffentlichen Raum, vor allem in Betreuungs- und Ausbildungsinstitutionen.

Kopftuch diskriminiert
Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle sagt, das Kopftuch signalisiere Kindern in der «hochsensiblen Entwicklungsphase» eine Art von Geschlechter-Apartheit und markiere Mädchen als Sexualwesen, als Verführerinnen, die ihre Reize vor den Männern zu verbergen haben. Dieses patriarchale Rollenbild des weiblichen Kindes diskriminiere nicht nur Mädchen und Frauen, sondern auch den Mann als angeblich triebgesteuert und unbeherrscht.

Verbot diskriminiert
Die jährliche Hauptversammlung der Frauenrechtsorganisation fasste den Beschluss für das Kopftuch-Verbot «mit grosser Mehrheit». In einem offenen Brief kritisierten kurz darauf aktuelle und frühere Mitarbeiterinnen und Mitglieder den Beschluss. «Ein solches Verbot schürt anti-muslimischen Rassismus und gesellschaftliche Ausgrenzung der betroffenen Mädchen. Es stigmatisiert die Eltern von Kopftuchträgerinnen pauschal als Täterinnen, ihre Familien als ’integrationsunwillig’ und die Mädchen selbst als unselbstständig und unterdrückt.»

Frauenrechte in Gefahr
Unterzeichnerinnen des offenen Briefes warnten in der «Tageszeitung» davor, die Kritik falsch zu verstehen. Der Verein mache gute Arbeit. Doch Menschen aufgrund der Religion zu diskriminieren sei nicht richtig. Der Islam dürfe nicht das neue Feindbild des Feminismus sein. Ein Kopftuch-Verbot gefährde Frauenrechte. «Wer rechtspopulistische Argumente aufgreift, lässt ausser Acht, dass Rechtspopulisten feministische Errungenschaften rückgängig machen wollen», meint Ruth Meding, Politologin und frühere Mitarbeiterin bei «Terre des Femmes».


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