Norwegen: Mehr Geld für Kindergärten und Krippen

fs /  Norwegen investiert in die öffentliche Kinderbetreuung und kürzt das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen.

Die norwegische Mitte-links-Regierung hat die Bezugsdauer des Betreuungsgeldes von zwei Jahren auf ein Jahr gekürzt. Dessen Höhe ist abhängig vom Alter des Kindes und der Dauer der Betreuungszeit. Maximal beträgt es 3303 norwegische Kronen (490 Euro, 580 Franken) im Monat. Dieser Betrag widerspiegelt das vergleichsweise hohe Preis- und Lohnniveau in Norwegen.
Das Betreuungsgeld gibt es seit 1998. Die vom Christdemokraten Kjell Magne Bondevik geführte Regierung hatte damals ein Wahlkampfversprechen eingelöst. Die Eltern sollten die Wahlfreiheit zwischen staatlicher und familiärer Betreuung erhalten. Und die Regierung wollte die öffentliche Kinderbetreuung entlasten, welche die Nachfrage nicht decken konnte. Der Ausbau dieser Plätze kam darauf ins Stocken.
Seit 2005 haben die Koalitionsregierungen unter Führung der Sozialdemokraten die Höhe des Betreuungsgeldes und nun dessen Bezugsdauer gesenkt. Sie investierten stattdessen mehr Mittel in den Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung. Die damit verbundene Hoffnung hat sich mittlerweile erfüllt: Immer weniger Eltern beziehen das Betreuungsgeld. Im Jahr 2000 wurde es noch an rund 75 Prozent derjenigen Eltern ausbezahlt, die zwischen dem Betreuungsgeld und der öffentlichen Kinderbetreuung wählen konnten. 2011 bezogen nur noch rund ein Viertel dieser Eltern das Betreuungsgeld. Die Abschaffung des Betreuungsgeldes scheiterte bisher am Widerstand der konservativen Zentrumspartei, die zur Mitte-links-Regierungskoalition gehört.
Betreuungsgeld wirkt sich negativ auf Gleichstellung aus
Das maximale Betreuungsgeld beziehen in Norwegen überwiegend Einwanderer- und Unterschichtsfamilien, heisst es in einer Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Laut Studienautorin Anne Lise Ellingsæter von der Universität Oslo hindert das Betreuungsgeld Mütter aus diesen Familien daran, erwerbstätig zu sein. Damit wirke sich das Betreuungsgeld negativ auf die Gleichstellung und auf die Integration aus.
In Deutschland hat das Parlament Ende letzten Jahres der Einführung eines Betreuungsgeld zugestimmt. Zuerst 100 und ab dem kommenden Jahr 150 Euro (180 Franken) im Monat sollen Eltern von ein- und zweijährigen Kindern erhalten, wenn sie keine öffentliche Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. Die SPD hat angekündigt, die Leistung wieder abzuschaffen, falls sie nach der Bundestagswahl an der Regierung beteiligt sein sollte.


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