Konzern widersetzt sich Anti-Gleichstellungskurs
Die US-Regierung vergibt keine Aufträge mehr an private Firmen, die Gleichstellung, Vielfalt und Integration fördern. Zahlreiche Unternehmen sind eingeknickt und haben ihre entsprechenden Initiativen abgeschafft. Hingegen hält die Supermarktkette Costco an ihren Programmen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) fest und verteidigt diese öffentlich. Costco ist weltweit der drittgrösste Einzelhändler hinter Walmart und Amazon.
«Radikal marxistische Agenda»
Der konservative Thinktank «National Center for Public Policy Research» ist ein kleiner Aktionär von Costco und hatte verlangt, dass der Vorstand (Geschäftsführung) abklärt, wie gross die finanziellen Risiken der DEI-Programme sind, berichtete CBS. «Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion mögen oberflächlich betrachtet harmlos klingen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um eine Sprache, hinter der sich eine radikal marxistische Agenda verbirgt», hiess es zur Begründung.
DEI gehe auf Kosten des Leistungsprinzips. Der Thinktank behauptet, dass mindestens 200’000 der weltweit 300’000 Mitarbeiter des Unternehmens «potenziell Opfer dieser Art von illegaler Diskriminierung sind, weil sie weiss, asiatisch, männlich oder heterosexuell sind». Selbst wenn nur ein Bruchteil der Betroffenen Klage einreiche, könne dies das Unternehmen viel Geld kosten.
«Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor»
Der Vorstand von Costco empfahl der Aktionärsversammlung, diese Forderung abzulehnen. Die DEI-Strategie sei «angemessen und notwendig». Bei Costco gebe es keine Quoten und es gelte das Leistungsprinzip. Ein respektvolles und integratives Arbeitsumfeld sei ein moralisches Anliegen und wirtschaftlich sinnvoll. Eine diverse Belegschaft sei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Diverse Teams seien innovativer und wirtschaftlich erfolgreicher. Dieser Argumentation folgten an der Aktionärsversammlung 98 Prozent der Aktienstimmen.
Aktionäre für Diversität
Den Aktionären von Apple hatte das «National Center for Public Policy Research» sogar beantragt, die Diversitätsprogramme des Unternehmens ganz einzustellen. Die Aktionäre lehnten diesen Antrag Anfang dieses Jahres mit 97 Prozent der Aktienstimmen ab. Die Apple-Geschäftsführung hatte argumentiert, dass dieser Antrag das Management in unangemessener Weise einschränken würde. Das Unternehmen werde Schritte unternehmen, um rechtliche Risiken zu vermeiden.
Konzerne reagieren unterschiedlich
Donald Trump hatte kurz nach seinem Amtsantritt alle staatlich finanzierten Programme zur Förderung von Inklusion, Gleichberechtigung und Vielfalt am Arbeitsplatz gestrichen und verlangt dies auch von privaten Zulieferern. Wiebke Andersen ist Geschäftsführerin der Allbright-Stiftung, die sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. Sie schreibt auf Linkedin, dass Unternehmen unterschiedlich auf Trumps Forderung reagieren:
- Die «Kämpfer» stehen zu ihren Werten. Sie machen wie bisher weiter und kommunizieren dies auch öffentlich. Zu dieser Gruppe gehört Costco.
- Andere Unternehmen betreiben «Camouflage». Sie streichen plakative Zielsetzungen von ihren Webseiten und Geschäftsberichten, setzen aber ihre Gleichstellungs-Bemühungen fort. Statt von «diversity, equity, race, gender» ist nun von «inclusion» die Rede. Novartis will beispielsweise «Inklusion fördern» und «Zugehörigkeit aufbauen».
- Die «Opportunisten» streichen Ziele und Programme zur Frauenförderung. Dazu gehören US-Konzerne wie Meta, Google, Ford, Disney, ExxonMobil, Starbucks, Walmart und Amazon.
Kulturkampf bis nach Europa
Die US-Regierung versucht, ihren Kulturkampf gegen Gleichstellung auch im Ausland durchzusetzen. Zuletzt ist mit dem Softwarekonzern SAP ein deutscher Grosskonzern eingeknickt und hat alle entsprechenden Programme auch in Deutschland gestrichen. Andere europäische Unternehmen nehmen Anpassungen bloss für ihre Geschäfte auf dem US-Markt vor und behalten Frauenförderprogramme in anderen Ländern bei.