Millionen Menschen sind Frauenleben egal
Die junge US-Schauspielerin Lili Reinhart schrieb nach der Wahl von Donald Trump auf X: «Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich die Frauen fühlen, die Trump sexuelle Übergriffe vorwerfen. Zu sehen, wie Millionen von Menschen für ihren Missbraucher stimmen. Mein Herz bricht absolut für diese Frauen. Ich glaube euch, und es tut mir so leid.»
Es geht um Leben und Tod
Mediale Kommentare warfen Kamala Harris vor, Abtreibungsrechte zu fest in den Fokus ihres Wahlkampfes gestellt zu haben. Eine Frau wird kritisiert, weil sie sich für Freiheits- und Lebensrechte von Frauen engagiert. Dabei geht es nicht nur um die Freiheit, über den eigenen Körper zu entscheiden. Es geht auch um Leben und Tod. Seit das US-Höchstgericht vor zwei Jahren das nationale Recht auf Abtreibung gekippt hat, regeln die Bundesstaaten das Abtreibungsrecht. In Staaten mit Verboten sind seither mehrere Frauen wegen Komplikationen während der Schwangerschaft gestorben. Ärzte hatten sich aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen geweigert, lebensrettende Operationen durchzuführen.
Tod einer Teenagerin
Zuletzt sorgte der Fall der 18-jährigen Nevaeh Crain aus dem konservativen Bundesstaat Texas für Schlagzeilen. Ärzte in einem Spital hatten festgestellt, dass sie eine lebensgefährliche Sepsis hatte, berichtete «ProPublica». Trotzdem schickten sie die junge Frau nach Hause. Dem Kind in ihrem Bauch gehe es gut. Die Teenagerin ging danach innert 20 Stunden dreimal in die Notaufnahme. Ihre Mutter habe geschrien, dass endlich jemand etwas unternehmen soll. Als Nevaeh Crain das dritte Mal in der Notaufnahme erschien, bestand der Frauenarzt auf weiteren Ultraschall-Untersuchungen, um den Tod des Fötus sicher festzustellen. Es kam nicht mehr dazu, weil Crain vorher starb.
Gesetze töten Frauen
Die feministische Autorin Jessica Valenti dokumentiert seit zwei Jahren auf ihrem Blog «Abortion, every day» alle News aus den US-Bundesstaaten zum Thema Abtreibung. Sie schrieb: «Wir haben miterlebt, wie Mädchen zu einer Schwangerschaft gezwungen wurden, wie Frauen zu Särgen für tote und sterbende Föten gemacht wurden und wie die Republikaner behaupten, ihre Gesetze seien in Ordnung, obwohl sie buchstäblich Frauen töten. (…) Wir haben erlebt, wie Republikaner für das Recht kämpften, Frauen in der Notaufnahme lebensrettende Massnahmen zu verweigern und Frauen wegen Fehlgeburten zu verhaften. Wir haben miterlebt, wie sie Reisebeschränkungen für schwangere Teenager verhängten und Einsicht in unsere Krankenakten nahmen.»
Überwachung aller Frauen
Seit der ersten Wahl von Donald Trump 2016 wüssten Frauen, wie sehr dieses Land Frauen hasst, schreibt Valenti weiter. «Wir wissen seit Jahren, wie viele Menschen bereit sind zu übersehen oder sich damit abzufinden, dass er ein Serienvergewaltiger und soziopathischer Frauenfeind ist. Wir wissen, dass es sein abgrundtiefer Frauenhass ist, der ihn für so viele Amerikaner so anziehend macht.» Eine Mehrheit im Land sehe Frauen schlicht nicht als vollwertige Menschen an. Trump hatte im Wahlkampf ein Abtreibungsverbot auf nationaler Ebene angekündigt. Valenti befürchtet, er werde zudem den Zugang zu Verhütungspillen erschweren. Bei der nächsten Vakanz für das Höchstgericht werde er radikalste Abtreibungsgegner vorschlagen. Und schliesslich werde seine Administration Frauenärzte verpflichten, alle Daten an den Staat zu liefern und damit ein System zur Überwachung aller Frauen installieren.