Mit dem Ostflügel verschwindet Frauengeschichte
Anstelle des Ostflügels lässt US-Präsident Donald Trump einen 250-Millionen-Dollar-Ballsaal errichten. Der Abriss kam für alle überraschend. Historikerinnen kritisieren, dass er unter anderem die wichtige Geschichte der First Ladies zerstört.
Eleanor Roosevelt machte Frauen sichtbar
Als erste nutzte Eleanor Roosevelt während der Amtszeit ihres Mannes Franklin D. Roosevelt ab 1933 den Ostflügel. Sie professionalisierte die Arbeit der First Lady und stellte dafür erstmals Mitarbeitende an. Diese hatten ihre Büros im Ostflügel. In dessen Räumlichkeiten empfing Roosevelt Medien sowie Vertreterinnen der Bevölkerung, darunter die US-Pfadfinderinnen und die «Women’s Trade Union League». An ihrer ersten Pressekonferenz im Jahr 1933 nahmen 35 Medienschaffende teil, ausschliesslich Frauen. Während ihrer Zeit als First Lady hielt sie hunderte Pressekonferenzen ab. Damit trug sie dazu bei, Frauen in der Politik und in den Medien sichtbarer zu machen. Roosevelt selbst hatte ihr eigenes Büro jedoch nicht im Ostflügel.
Geringschätzung der First Ladies
Bis Ende der 70-er-Jahre arbeiteten First Ladies in der Präsidentenresidenz und dort oft in ihren Schlafzimmern. Erst 1977 richtete Rosalynn Carter als erste First Lady ein eigenes Büro im Ostflügel ein. Bis zuletzt hatte Melania Trump dort ihr Büro. In der Vergangenheit war der Ostflügel auch immer wieder ein Ort für Demonstrierende, welche die First Lady auf ihre Anliegen aufmerksam machen wollten. Die Historikerin Katherine A. S. Sibley von der privaten «Saint Joseph’s University» in Philadelphia sagte der Plattform «The 19th», das Büro der First Lady im Ostflügel sei ein Sinnbild für die wichtige Rolle der First Ladies gewesen. Der Abriss zeige, dass Trump deren Arbeit geringschätze und die Geschichte der First Ladies wohl nicht kenne.
Der «grösste Fan» zerstört den Ostflügel
Als Trump in diesem Sommer die Durchführungsverordnung für den Ballsaal unterzeichnete, sagte er, der Ostflügel werde stehen bleiben. Er sei dessen «grösster Fan». Die zuständige Behörde sagte, sie sei für den Abriss nicht verantwortlich, sondern nur für den Neubau. Weitere Anfragen beantwortete sie wegen des Shutdowns nicht. Die Regierung bezeichnete kritische Reaktionen auf den Abriss des Ostflügels als «neuestes Beispiel für die erfundene Empörung der verrückten Linken und ihrer Fake-News-Verbündeten».

