Frauenwahl sorgt für andere Mehrheiten
Mit der Neuwahl des Parlamentes Ende letzten Jahres stieg der Frauenanteil im Schweizer Nationalrat (Abgeordnetenkammer) von 32 auf 42 Prozent. Nun hat der öffentlich-rechtliche Sender RTS alle 766 Abstimmungen analysiert, die das neu gewählte Parlament bis zum 1. September 2020 gefällt hat.
Entscheidende Frauenstimmen
Bei 78 dieser Entscheide haben die weiblichen Abgeordneten anders gestimmt als ihre männlichen Parteikollegen und damit das erwartete Abstimmungsergebnis gekippt. Bei fast zehn Prozent der Abstimmungen waren die Frauenstimmen also entscheidend, was Politologin Nathalie Giger von der Universität Genf für «erheblich» hält.
Grösste Geschlechterkluft bei Mitte-Rechts-Parteien
In der CVP und der FDP driften die Geschlechter laut der RTS-Analyse am weitesten auseinander. Abweichlerinnen gibt es aber auch in der konservativen SVP. Der Ehe für alle beispielsweise haben die meisten Frauen der CVP und auch einige SVP-Frauen zugestimmt. Die Männer beider Parteien waren mehrheitlich dagegen. Es sind also die Frauen der Mitte-Rechts-Parteien, die in Abstimmungen eine entscheidende Rolle spielen können. Am geringsten ist die Geschlechterkluft bei SP und Grünen.
Von Lohngleichheit bis Zivildienst
Inhaltlich haben laut RTS Frauen unterschiedlichen Vorstössen und Vorlagen zum Durchbruch verholfen. Beispielsweise haben Frauen aller linken und Mitte-Parteien,
Das Postulat zur Lohngleichheit haben die Frauen der Mitte-Parteien und der FDP angenommen, die Männer hingegen nicht. Bei Grünliberalen, Grünen und SP gab es keine Geschlechterkluft. (RTS)
aber auch ein Grossteil der FDP- und eine SVP-Frau für ein Postulat zur Lohngleichheit gestimmt. Die Männer der Rechtsparteien hingegen haben fast alle dagegen gestimmt.
Beim Gesetz über den Zivildienst haben die Stimmen der Frauen dafür gesorgt, dass dieser nicht unattraktiver wird. Auch bei Umweltthemen machen sich die Frauen bemerkbar. So haben sie die Revision des CO2-Gesetzes laut RTS entscheidend geprägt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine