Nach der Bundestagswahl: Der Post von Markus Söder (CSU) zeigt, wer im Jahr 2025 bei den Konservativen immer noch die Politik bestimmt. © MS

Vormarsch der Frauen bei Wahlen gebremst

fs /  Der Anteil der Frauen in den nationalen Parlamenten nimmt nicht mehr weiter zu. Parität oder eine Frauenmehrheit gibt es weltweit nur in sechs Ländern.

In Deutschland ist der Frauenanteil im Bundestag nach der Wahl auf gut 32 Prozent gesunken. 204 der 630 Abgeordneten sind Frauen. Nach der letzten Wahl 2021 lag der Frauenanteil noch bei knapp 35 Prozent. Den bisher höchsten Frauenanteil im Bundestag gab es im Jahr 2013 mit über 37 Prozent. 

Frauenanteile sinken
Deutschland ist kein Einzelfall, wie Wahlergebnisse des letzten Jahres zeigen:
In Österreich ist der Frauenanteil im Nationalrat nach der Wahl im vergangenen Herbst besonders stark gesunken: Von 41 Prozent im Jahr 2019 auf nun 36 Prozent.
In Frankreich ist der Frauenanteil in der Nationalversammlung seit 2017 kontinuierlich von 39 auf 36 Prozent nach der Wahl 2024 gesunken.
Im EU-Parlament ist der Frauenanteil von 40 Prozent im Jahr 2019 auf knapp 39 Prozent nach den Wahlen im vergangenen Jahr gesunken. Das ist kein grosser Rückgang, aber der erste seit 45 Jahren.
In den USA stagniert der Frauenanteil im Repräsentantenhaus zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Er liegt wie bisher bei knapp 29 Prozent.

Weltweiter Negativ-Trend
Die Beispiele sind symptomatisch für einen weltweiten Trend. Nach Angaben der Interparlamentarischen Union (IPU) stieg der Frauenanteil in den Parlamenten (Unterhaus) bis 2015 im Durchschnitt kontinuierlich an. Seitdem hat sich der Anstieg verlangsamt. Im Jahr 2024 kam er praktisch zum Stillstand. Trotz einer vergleichsweise hohen Zahl von Wahlen im vergangenen Jahr, stieg der Frauenanteil nur um 0,3 Prozentpunkte.

Gewalt gegen Politikerinnen
Als wichtige Gründe für die stagnierenden Frauenanteile gilt das Erstarken rechter Parteien und die Zunahme von Hass und Hetze gegen Politikerinnen. In Grossbritannien kam es bei den Wahlen 2024 laut der nationalen Wahlkommission zu einem «alarmierenden Anstieg» von Gewalt gegen Kandidatinnen und Kandidaten. Betroffen waren überproportional Frauen. Jede fünfte Kandidatin wurde angegriffen, beschimpft oder mit Gewalt bedroht. Bei den Männern war es jeder zehnte. Diese Gewalt hatte laut der Kommission Auswirkungen auf den Wahlkampf der Frauen. Mehr als die Hälfte verzichtete zum Beispiel darauf, im öffentlichen Raum allein Wahlkampf zu machen. Bei den Männern änderte nur jeder Fünfte seinen Wahlkampf. 

Parität nur in sechs Ländern
Anfang 2025 gab es nach der Rangliste der IPU über die Frauenanteile im parlamentarischen Unterhaus in 193 Ländern nur in sechs Parlamenten gleich viele Frauen und Männer oder eine Frauenmehrheit: Ruanda, Kuba, Nicaragua, Mexiko, Andorra und die Vereinigten Arabischen Emirate
In Europa haben Island, Finnland und Schweden die höchsten Frauenanteile (45 bis 46 Prozent). Die Schweiz liegt in dieser Rangliste auf Platz 35 (38 Prozent), Österreich auf Platz 43 (36 Prozent) und Deutschland auf Platz 59 (32 Prozent), knapp hinter Italien (33 Prozent). 
Europaweit die niedrigsten Frauenanteile im nationalen Parlament haben Bulgarien, die Ukraine (jeweils 21 Prozent) und Ungarn (15 Prozent).

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