Irans Präsident twittert Porträt ohne Kopftuch
Die 37-jährige Maryam Mirzakhani hat Mitte August als erste Frau überhaupt die Fields-Medaille erhalten. Diese gilt als «Nobelpreis» der Mathematik. Er wird alle vier Jahre vergeben. Die Mathematik-Professorin an der renommierten Stanford-University ist im Iran aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sie hat auch dort studiert.
Landesweite Debatte
Irans Präsident Hassan Rohani twitterte: «Herzlichen Glückwunsch an #MaryamMirzakhani, dass sie als erste Frau die #FieldsMedaille erhalten hat, womit sie uns Iraner sehr stolz macht.» Dazu veröffentlichte Rohani zwei Fotos von Maryam Mirzakhani. Eines mit und eines ohne Kopftuch. Damit löste der Präsident eine landesweite Debatte aus, berichtet der «Guardian».
Harte Strafen gegen Frauen ohne Kopftuch
Im Iran müssen Frauen ihr Haar mit einem Kopftuch bedecken. Wer gegen diese Kleidervorschrift verstösst, muss mit Gefängnis und Peitschenhieben rechnen. So wurde beispielsweise die Haftstrafe der renommierten Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh verlängert, weil sie in einer Videobotschaft kein Kopftuch getragen hatte. Die Schauspielern Marzieh Vafamehr hatte ohne Kopftuch in einem australischen Film mitgemacht. Nach ihrer Rückkehr aus Australien wurde sie zu einem Jahr Gefängnis und 90 Peitschenhieben verurteilt. Nach drei Monaten wurde sie aus dem Gefängnis entlassen und die Peitschenhiebe wurden ihr erlassen.
Unterschiedliche Reaktionen
Laut der Social-Media-Aktivistin Negar Mortazavi hat zum ersten Mal ein iranischer Präsident das Foto einer Frau ohne Kopftuch veröffentlicht. Liberale sprachen von einem guten Zeichen, dass der Präsident die Leistung der Mathematikerin über ihr Kopftuch stelle.
Die nationalen Medien hingegen berichteten kritisch über Rohanis Tweet, schreibt der «Guardian». Eine staatliche Zeitung habe das Foto retuschiert und mit Kopftuch versehen. Erzkonservative kritisieren regelmässig, Rohani sei zu liberal. Sie werfen ihm unter anderem vor, die Kleidungsvorschriften nicht mehr streng durchzusetzen.
Andere Kritiker warfen dem Präsidenten Heuchelei vor. «Ich gratuliere Maryam Mirzakhani mit und ohne Kopftuch, aber wenn du wieder mal in Iran bist, verhaften wir dich», hiess es ironisch auf einer Plattform. Die Mathematik-Professorin wäre nicht die erste Wissenschaftlerin, die nach ihrer Rückkehr im Iran verhaftet würde.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine