Mit Männerquote Frauen fördern
Während der kommenden Herbstsession wählt das Schweizer Parlament einen Nachfolger für Aussenminister Didier Burkhalter (FDP). Im Fokus der Debatten stehen Sprachminderheiten und Frauen. Zurzeit sind noch zwei Frauen in der siebenköpfigen Regierung. Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) hat kürzlich ihren Rücktritt spätestens für 2019 angekündigt. Damit könnte Simonetta Sommaruga (SP) bald die einzige Frau in der Regierung sein.
Maximal drei Sitze
Der Politologe Nenad Stojanović schlägt in der «NZZ am Sonntag» vor, mit einer Männerquote den Fokus von Sprachminderheiten und Frauen auf die dominante Gruppe der Deutschschweizer Männer zu verschieben. Ihr Anteil an der Bevölkerung liege bei 35 Prozent. Sie hätten deshalb Anspruch auf maximal drei Sitze in der Regierung. In der Verfassung solle es beim Artikel über die Zusammensetzung des Bundesrates neu heissen, dass «deutschsprachige Männer mindestens zwei oder höchstens drei Sitze innehaben».
Gängige Annahme hinterfragen
Gängige Annahme ist heute, dass Deutschschweizer Männer für ein Regierungsamt qualifiziert sind. Frauen und Sprachminderheiten hingegen müssen ihren Anspruch auf ein Amt erst unter Beweis stellen. Eine Höchstquote für Deutschschweizer Männer würde dies ändern, schreibt Stojanović. Eine solche Quote hinterfrage die Annahme, dass die konstante Übervertretung der Deutschschweizer Männer auf deren Fähigkeiten beruht.
Höchstquote statt Mindestquote
Der Vorschlag einer Höchstquote für Männer basiert auf einer Studie der Politologin Rainbow Murray von der Queen Mary University in London, welche die Fachzeitschrift «American Political Science Review» vor drei Jahren veröffentlicht hat. Murray zieht daraus den Schluss, dass man mit Höchstquoten für Männer Frauen besser fördern kann als mit Mindestquoten für Frauen. Eine Höchstquote verschiebe das Problem von der Untervertretung der Frauen zur Übervertretung der Männer. Wenn diese reduziert werde, fördere dies die Qualität von Gremien, da mehr Personen dafür in Frage kommen. Damit werde der Katalog für die erforderlichen Kompetenzen erweitert, die heute einseitig männlich definiert seien. Eine Höchstquote für Männer mache Schluss mit der Annahme, die Übervertretung der Männer sei das Ergebnis ihrer Fähigkeiten.
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keine