Regierungsamt: Junge Mutter unerwünscht
Die 35-jährige Lehrerin Carmen Willi kandidierte in der Gemeinde Egg (Vorarlberg) in Österreich als Bürgermeisterin. Das passte Konservativen in der Gemeinde gar nicht. Anonym beschimpften und bedrohten sie Willi und ihre Familie massiv, berichtet der «Standard». Inhalt der Drohungen sei immer gewesen, dass eine Mutter mit drei kleinen Kindern sich um diese kümmern müsse und nicht Bürgermeisterin werden dürfe. Zum Bürgermeister von Egg wurde schliesslich ein vierfacher Vater gewählt.
«Armutszeugnis für Gesellschaft»
Eine solche Erfahrung demotiviere junge Frauen, die in die Politik einsteigen wollen, kritisierten Politikerinnen. Martina Rüscher, Frauensprecherin der konservativen Volkspartei (VPÖ) sagte, bei jungen Vätern frage niemand, ob sie ein politisches Amt mit ihren Kindern vereinbaren können. Wenn sich aber eine junge Mutter für die Politik entscheide und sie deshalb anonym so angegriffen werde, dass sie ihren Mut verliere, sei dies ein «Armutszeugnis für die Gesellschaft». Antje Wagner, Frauensprecherin der Grünen, sagte: «Es ist unglaublich, dass man im Jahr 2016 dafür kämpfen muss, als Mutter berufstätig zu sein und ein öffentliches Amt bekleiden zu dürfen.»
Kein Einzelfall
Das Mobbing gegen Carmen Willi hat in ganz Österreich für Diskussionen gesorgt. Die sexistischen Attacken seien kein Einzelfall, sagte Alexander Pollak von der Menschenrechtsorganisation «SOS Mitmensch» im «Standard». Er kritisiert, dass keine Politikerinnen und Politiker des Landes und des Bundes Carmen Willi unterstützt haben. Der Frauenanteil im Bürgermeisteramt ist in Österreich mit rund 7 Prozent sehr tief.
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keine