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Antifeministen sind vor allem im Internet aktiv. © maf

«Maskulisten füllen Vakuum»

fs /  Militante Männerrechtler können sich als Opfer weiblicher Emanzipation inszenieren, weil die Gleichstellungspolitik die Probleme von Männern ignoriert, sagt ein Forscher.

Ein «Umerziehungsstaat» diskriminiert aufgrund der «Gender-Ideologie» Männer und privilegiert Frauen. Diese Polemik von Antifeministen ist salonfähig geworden. Politikwissenschaftler Thomas Gesternkamp macht dafür die Gleichstellungspolitik verantwortlich. Diese ignoriere die Probleme von Männern, schreibt er in der «Tageszeitung»: «Das ist gefährlich, denn Antifeministen füllen das Vakuum».

Umfassende Gleichstellungspolitik
Eine umfassende Gleichstellungspolitik müsse auch Männerpolitik sein, schreibt Gesternkamp. So gebe es in Analogie zur Lohnlücke (Gender Pay Gap) und zur Rentenlücke (Gender Pension Gap) auch Lücken zuungunsten der Männer. Männer nehmen sich häufiger das Leben (Gender Suicide Gap) und sind häufiger obdachlos (Gender Homeless Gap), was gravierende gesundheitliche Folgen hat. Männer verunglücken häufiger am Arbeitsplatz (Gender Work Accident Gap) und sitzen öfter im Gefängnis (Gender Jail Gap).

«Gleichstellungspolitik macht sich angreifbar»
«Wenn Gleichstellungspolitik alle Männer für privilegiert, Frauen aber für stets benachteiligt und daher förderungswürdig hält, macht sie sich angreifbar», schreibt Gesternkamp. Eine solch einseitige Gleichstellungspolitik ermögliche es der antifeministischen Männerrechtsbewegung, sich als Opfer der weiblichen Emanzipation darzustellen. In den «Echokammern des Internets» sei deshalb von «Umerziehungsstaat» und Männerdiskriminierung die Rede. Gesternkamp: «Solche Thesen finden Unterstützung bis in die bürgerlichen Leitmedien hinein, parlamentarisch aufgegriffen werden sie vor allem von der AfD.» Wer diese Polemik bremsen wolle, dürfe männliche Anliegen in der Gleichstellungspolitik nicht länger vernachlässigen.


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