Obama irrt: Frauen sind nicht die besseren Politikerinnen
Der ehemalige US-Präsident sagte kürzlich an einem privaten Anlass zum Thema «Leadership»: «Frauen, ich will, dass ihr wisst, ihr seid nicht perfekt, aber ich kann unbestreitbar sagen, dass ihr besser als wir (Männer) seid.» Für die meisten Probleme auf der Welt seien «alte Männer» verantwortlich, die zu lange an ihren Machtpositionen festhalten. «Wenn in allen Staaten die Machtpositionen von Frauen belegt wären, dann würden wir signifikante Verbesserungen in ziemlich allen Bereichen sehen. Davon bin ich überzeugt», zitierte die BBC Obama.
Ein Blick auf ein paar weibliche Führungskräfte in der Politik zeigt, dass diese pauschalisierende Aussage Unsinn ist.
- In Myanmar wird der Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi Völkermord an den Rohingya vorgeworfen.
- In Norwegen hat die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsidentin Erna Solberg letztes Jahr erstmals das Abtreibungsrecht eingeschränkt.
- Die konservative britische Regierungschefin Margaret Thatcher zog in den Falkland-Krieg. In Grossbritannien sorgte sie mit Kürzungen im Sozialbereich dafür, dass viele verarmten. Ähnlich agierte später Theresa May.
Andere Politikerinnen machen eine fortschrittliche Politik:
- In Neuseeland hat die amtierende Premierministerin Jacinda Ardern (Labour) unter anderem ein Gesetz auf den Weg gebracht, um Abtreibungen zu entkriminalisieren. Nach dem Terroranschlag in Christchurch hat sie letztes Jahr innert Kürze eine Verschärfung der Waffengesetze durchgesetzt.
- In Chile war die Sozialistin Michelle Bachelet während zwei Amtsdauern Präsidentin. In dieser Zeit hat sie unter anderem das Rentensystem reformiert, das Abtreibungsverbot gelockert und eingetragene Partnerschaften ermöglicht.
- In Liberia festigte Ellen Johnson Sirleaf während ihrer Präsidentschaft (2006-2018) nach dem Bürgerkrieg Frieden und Stabilität. Ihr Einsatz für die Sicherheit und die Rechte von Frauen wurde 2011 mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.
Die Beispiele zeigen, dass die Frauen wie die Männer keine einheitliche Gruppe sind und in der Politik die Weltanschauung wichtiger ist als das Geschlecht. Mit seinen pauschalisierenden Aussagen behauptet Obama, dass Frauen von Natur aus anders politisieren als Männer. Damit zementiert er traditionelle Rollenbilder, was Frauen und Männer nicht weiterbringt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine