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SP-Nationalrat Cédric Wermuth (rechts) will nicht mehr an reinen Männerrunden teilnehmen. © srf

Politiker boykottieren Debatten unter Männern

fs /  Ein SP-Politiker nimmt nicht mehr an öffentlichen Gesprächsrunden teil, wenn keine Frau mitdiskutiert. Parteikollegen schliessen sich dem Boykott an.

In der Schweiz hat der junge SP-Nationalrat Cédric Wermuth auf seinem Blog angekündigt, dass er nicht mehr an Podiumsdiskussionen ohne Frauen teilnimmt. «Ich werde ab sofort an keinen öffentlichen Diskussionen mit mehr als zwei Gästen mehr teilnehmen, wenn sie nur aus Männern zusammengesetzt sind». Das gelte auch für publikumswirksame Debatten im öffentlich-rechtlichen TV-Sender SRF. «Sprache und Bild prägen unsere Vorstellungen von Gesellschaft und Zusammenleben. Und wenn Politik von Männern ’gemacht wird’, bleibt das Bild einer Gesellschaft, in der Männer das Sagen haben, der Normalfall in unseren Köpfen.»

«Spirale durchbrechen»
Wermuth schreibt von einer «selbstverstärkenden Spirale», die durchbrochen werden müsse. Bisher habe er reine Männerrunden zu wenig konsequent und meist zu spät kritisiert. Es sei die Pflicht von linken Politikern, Zeichen zu setzen, «dass wir es ernst meinen mit der Gleichstellung». Er habe nicht die grosse Macht, die Parlamentariern oft unterstellt werde. «Aber diesen bescheidenen Einfluss habe ich, also sollte ich ihn auch nutzen.» Die SP-Parlamentarier Matthias Aebischer, Angelo Barrile, Tim Guldimann und Mathias Reynard haben angekündigt, sich dem Boykott rein männlicher Diskussionsrunden anzuschliessen, berichtet die «Sonntagszeitung».

Virtueller Pranger
Seit letztem Jahr können reine Männerveranstaltungen virtuell an den Pranger gestellt werden. Auf dem Blog «All Male Panels» können Fotos oder Dokumente von reinen Männer-Veranstaltungen veröffentlicht und mit dem «David-Hasselhoff-Siegel» gekennzeichnet werden. «Baywatch»-Star Hasselhoff gilt als Inbegriff der traditionellen Männlichkeit. Initiantin des virtuellen Prangers ist die finnische Politologin und Künstlerin Saara Särmä. Sie will damit Veranstalter sensibilisieren. Saara Särmä hat rasch Beiträge aus aller Welt erhalten. Sie führt den Erfolg des virtuellen Prangers darauf zurück, dass dank des «David-Hasselhoff-Siegels» ein ärgerliches Thema eine humorvolle Note bekommen habe.


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