USA öffnen alle Armee-Posten für Frauen
Nach jahrelangem Ringen hat US-Verteidigungsminister Ashton Carter die Gleichstellung der Frauen in der Armee bekannt gegeben. «Wir können uns nicht erlauben, auf 50 Prozent der Möglichkeiten und Talente des Landes zu verzichten», sagte Carter. Bisher waren Frauen insbesondere vom direkten Kampf ausgeschlossen.
Marines gegen Gleichstellung
Ashton Carter hatte vor seinem Entscheid die Einschätzung der Armeeeinheiten eingeholt, berichtet die «New York Times». Einzig die Marineinfanterie (Marines) kritisierte die Öffnung aller Posten für Frauen. Sie verlangte Ausnahmen, die Ashton Carter aber ablehnte. Der höchste Offizier des Landes, der zuvor die Marines kommandiert hatte, war deshalb an der Pressekonferenz abwesend. Er habe seinem Chef den bestmöglichen Rat gegeben, liess Joseph Dunford schriftlich verlauten. Nun gelte es, dessen Beschluss umzusetzen.
Kontroverse unter Militärs
Die Marines hatten vergeblich argumentiert, Infanteristen müssten schwer tragen. Diese Funktion solle deshalb weiterhin Männern vorbehalten bleiben. Aufgrund einer eigenen Studie behaupteten sie zudem, dass gemischte Einheiten langsamer und weniger effizient seien als reine Männer-Einheiten. Ein General ausser Dienst sagte, Frauen gefährdeten mit Eifersucht und Gerüchten die «Alchemie» einer schlagkräftigen Einheit. Ray Mabus, Minister für die Marine, sprach von Vorurteilen, die schon gegen die Aufhebung der Rassentrennung und den Ausschluss von Homosexuellen vorgebracht worden seien. Diese hätten sich alle als falsch erwiesen.
Für Gegner bleibt Hintertüre offen
Bis zum Jahresende müssen die Armeeeinheiten nun konkrete Pläne machen, wie sie die letzten zehn Prozent der Posten, die bisher den Männern vorbehalten waren, für Frauen öffnen wollen. Dabei geht es laut Ashton Carter um 220’000 Positionen bei den Marines und bei Spezialeinheiten. Für die Gegner bleibt eine Hintertüre offen: Gemäss der neuen Richtlinie können alle Armeeangehörigen Posten nur erhalten, wenn sie alle Voraussetzungen dafür erfüllen.
Berufliche Chance für Frauen
Frauenrechtsaktivistinnen begrüssten den Entscheid des Verteidigungsministers. Er eröffne Frauen neue berufliche Möglichkeiten, sagte Eleanor Smeal, Präsidentin der feministischen Stiftung «Feminist Majority Foundation». Bisher hätten Frauen zwar in Kampfeinheiten dienen, aber keine Karriere machen dürfen, weil sie nicht im direkten Kampf eingesetzt werden durften.
In der EU müssen aufgrund der EU-Gleichbehandlungs-Richtlinie alle Truppenteile für Frauen offenstehen. Laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) aus dem Jahr 2001 sind jedoch begrenzte Ausschlüsse von speziellen Teilen der Armee zulässig.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine