Frauen-WM: Kunstrasen lässt Fifa-Kasse klingeln
Der Kunstrasen ist billiger und für den Fussball-Weltverband (Fifa) ein einträgliches Geschäft, berichtet «Die Welt». Die Fifa vergibt das einzige Gütesiegel. Dieses kostet Stadionbetreiber einen sechsstelligen Betrag. Die Rede sei «von bis zu 300’000 Euro» schreibt «Die Welt». Nach drei Jahren muss das Gütesiegel erneuert werden. «Die Einnahmen gehen in Entwicklungsprojekte. Wir machen das nicht, um Geld zu verdienen», zitiert «Die Welt» Fifa-Präsident Joseph Blatter. Dieser predige seit Jahren, dass die Zukunft des Fussballs auf dem Kunstrasen liege. Das sei «scheinheilig».
Erfolglose Klage
Im Vorfeld der WM gingen Fussballerinnen vergeblich gegen eine Weltmeisterschaft auf Kunstrasen vor Gericht. Sie befürchten eine höhere Verletzungsgefahr. Zudem sei es diskriminierend, dass Frauen ein so wichtiges Turnier auf Kunstrasen austragen müssen. Männer könnten die kommenden Weltmeisterschaften wie bisher auf Naturrasen spielen. Schliesslich beugten sie sich dem Druck der Fifa. Ein Anwalt der Spielerinnen sprach von Drohungen. Der Fussball-Weltverband habe über seine nationalen Mitgliedverbände den Spielerinnen mit Suspendierung gedroht, mit der Absage der WM und mit einer Gegenklage wegen möglicher wirtschaftlicher Verluste. Zu den Klägerinnen gehörte die deutsche Torhüterin Nadine Angerer. «Sepp Blatter spricht stets davon, dass die Zukunft des Fussballs auf Kunstrasen liegen soll», sagte sie. «Wir fragen uns, warum die Zukunft nur bei den Frauen beginnt, aber bei den Männern auch noch 2022 auf Naturrasen gespielt werden soll.»
Sexistische Fifa
Die Kunstrasen-WM sei ein Beispiel dafür, dass die Fifa sexistisch sei, kritisieren vor allem englischsprachige Medien. Sie verlangen, dass die Fifa mit dem Abgang von Blatter auch ihre frauenfeindliche Politik beendet. Der «Guardian» nennt Beispiele: Das Angebot eines Rasenherstellers, in allen WM-Stadien kostenlos Naturrasen zu verlegen, habe die Fifa ausgeschlagen. Die Fifa schliesse Frauen absichtlich von Führungspositionen aus. Profifussballerinnen verdienen im Vergleich zu Profifussballern einen Hungerlohn. Der «Guardian» verweist auch auf zahlreiche sexistische Kommentare von Blatter. Vor zehn Jahren habe er unter anderem vorgeschlagen, dass die Fussballerinnen in engen und knapp sitzenden Höschen spielen sollen, um Frauenfussball populärer zu machen.
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keine