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Birgit Kelle (rechts) poltert gegen Frauenrechte. © WDR

Antifeministin provoziert im Namen des Bischofs

fs /  Tabubruch in der katholischen Kirche: Erstmals schreibt eine Frau und kein geweihter Priester einen Bischofsbrief. Sie wettert gegen Frauenrechte.

Im Auftrag des Schweizer Bischofs Vitus Huonder hat die deutsche Antifeministin und Autorin Birgit Kelle einen Bischofsbrief verfasst. Das gilt als Tabubruch, da sonst nur geweihte Bischöfe Bischofsbriefe verfassen. Der Brief soll am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, von den Kanzeln des Bistums Chur verlesen werden.

Gegen Gender-Mainstreaming
Die konvertierte Katholikin Kelle propagiert ein konservatives Frauenbild: Frauen sollen zugunsten der Kinder auf berufliche Karriere verzichten. Und der Staat soll Hausfrauen mehr fördern. Im Bischofsbrief «Gender Mainstreaming: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen» poltert Kelle gegen Abtreibung, Sexualkunde-Unterricht, Patchwork- und gleichgeschlechtliche Familien. Gender-Mainstreaming geisselt sie als Ideologie, die das Mann- und Frausein in Frage stelle und sexuelle Vielfalt, Gleichstellung der Geschlechter und Bildung zu Toleranz bereits in der Schule propagiere. «Wer im Unterschied zwischen Mann und Frau nicht etwa die wunderbare Schöpfung Gottes erkennt, sondern die Unterdrückung der Vielfalt von Geschlechtern», habe verloren. Im Namen von «Gender» werde in Kindergärten und Schulen Kindern die Sexualität von Erwachsenen aufgedrängt. Das sei Nötigung.

Gegen Abtreibung
Unterlassene Hilfeleistung sei es, wenn die Gesellschaft das Recht auf Leben nicht von Anfang an verteidige. «Wir schützen also das Recht von Vierjährigen, zu wissen, wie Kinder gezeugt werden, nicht aber ihr Recht auf die Welt zu kommen». Am Schluss des Briefes schreibt Kelle, im Namen der «Gender-Gerechtigkeit» entstehe mit der Leihmutterschaft eine neue Form des Kinderhandels. «Nur, dass die Mutter nicht geliehen wird, sondern ihr Bauch als Brutstätte ausgenutzt wird und das Kind danach an Fremde verkauft wird.» Im Zusammenhang mit Leihmutterschaft verteidigt Kelle also das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper. Doch im «Blick» sagte sie, der feministische Slogan «Mein Bauch gehört mir» sei falsch: «Ab dem Zeitpunkt, in dem ein Kind in mir wächst, gehört mein Bauch auch ihm.»

Wiederholungstäter
Vitus Huonder gilt als einer der reaktionärsten Bischöfe im deutschsprachigen Raum. Im Vorwort zum Bischofsbrief bezeichnet er die «Gender-Ideologie» als «grosse Gefahr für die Menschheit», die man abwehren müsse. Papst Franziskus habe in einem Apostolischen Schreiben «in grosser Sorge um eine gesunde gesellschaftliche Entwicklung» vor dieser Ideologie gewarnt. «Im Sinne dieses Aufrufs gelange ich heute an alle Menschen guten Willens, indem ich einer Frau die Stimme gebe, einer Ehefrau und Mutter.» Huonder ist Wiederholungstäter: Vor vier Jahren hat er am Tag der Menschenrechte ebenfalls gegen «Gender» gehetzt, berichtet die «Luzerner Zeitung». Damals prangerte er Rechte für Homosexuelle und die «(Homo-)Sexualisierung der Kinder in Kindergarten und Schule» an.

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