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Aktionärinnen fordern mehr Frauen in Führungspositionen von Unternehmen. © BMFSFJ

Ohne Frauenquote geschieht nichts

fs /  In Deutschland stagniert der Frauenanteil im Management grosser Unternehmen. Jetzt fordern Frauen eine verbindliche Quote.

Der Gesetzgeber fordert die Unternehmen in Deutschland auf, den Frauenanteil im obersten Management (Vorstand), wo die operative Führung liegt, mit freiwilligen Zielvorgaben zu erhöhen. Doch eine Mehrheit der geforderten Unternehmen setzte sich frech zum Ziel, den Frauenanteil im Management um null Prozent zu erhöhen. Das Resultat: In den Vorständen grösserer Unternehmen stagniert der Frauenanteil nach Angaben der Bundesregierung bei unter zehn Prozent.

«Freiwillig wird hier nicht geteilt»
Auch bei den grössten Unternehmen tut sich im Management wenig, wie die regelmässigen Befragungen des Deutschen Juristinnenbundes (djb) zeigen. Vertreterinnen des djb stellen seit 2009 an Hauptversammlungen dieser Unternehmen kritische Fragen zur Frauenförderung. Die freiwillige Zielgrössenregelung sei ein grosser Schwachpunkt des Gesetzes, heisst es in einem Kommentar zu einer aktuellen Auswertung dieser Befragungen. Der djb fordert deshalb verbindliche gesetzliche Quoten für alle Führungspositionen. Ramona Pisal, bis vor kurzem Präsidentin des djb: «Es geht um Macht, Geld und Einfluss, und freiwillig wird hier nicht geteilt.» Wenn die Politik keine Massnahmen ergreife, werde sich nichts ändern, sagte Pisal der «Süddeutschen Zeitung»: «Die Unternehmen warten bis zum letzten Moment, bis man sie zwingt.»

Bedenken des Justizministers
Frauenministerin Katarina Barley (SPD) sprach sich im Wahlkampf für eine verpflichtende Quote für Vorstände aus, wenn sich ohne Zwang nichts ändert. Ob eine solche Vorstandsquote in den nächsten Koalitionsvertrag kommt, ist allerdings fraglich. Im Unterschied zum Aufsichtsgremium ist das Management operativ tätig. Justizminister Maas hat deshalb Bedenken geäussert, dass eine verbindliche Quote ein zu grosser Eingriff ins Eigentumsrecht sein könnte.

Erfolgreiche Quote für Aufsichtsgremien
Seit bald drei Jahren sind grosse börsennotierte Unternehmen in Deutschland gesetzlich verpflichtet, bei Neubesetzungen im Aufsichtsrat mindestens 30 Prozent Frauen zu wählen. Die Frauenanteile in den Aufsichtsgremien der 105 betroffenen Unternehmen sind seither gestiegen.


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