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Nonnen forderten öffentlich die Verhaftung des Bischofs. © IndiaTV

Katholikinnen kritisieren Schweigen der Kirche

fs /  In Indien soll eine Ordensschwester mehrfach von einem Bischof vergewaltigt worden sein. Gegen das Schweigen der katholischen Kirche regt sich jetzt Widerstand.

Franco Mulakkal, Bischof der Diözese Jalandhar im indischen Bundesstaat Kerala, ist kürzlich verhaftet worden. Er soll zwischen 2014 und 2016 eine Ordensfrau bei Besuchen im Kloster mehrfach vergewaltigt haben. Kirche und Behörden waren zuvor lange untätig geblieben, berichten indische Medien. Im überwiegend hinduistischen Indien ist die christliche Bevölkerung eine kleine Minderheit. Der Gliedstaat Kerala ist mit einem Anteil von fast 20 Prozent der indische Bundesstaat mit den meisten christlichen Gläubigen.

Öffentliche Kritik
Die Nonne hatte zunächst einen Kardinal, dann den päpstlichen Nuntius in Delhi und schliesslich den Vatikan um Hilfe gebeten. Vergeblich. Weil niemand etwas unternahm, erstattete sie im Frühsommer Anzeige bei der Polizei. Doch der Bischof blieb monatelang unbehelligt. Sieben Mitschwestern platzte schliesslich der Kragen. Sie warfen der katholischen Kirche öffentlich vor, zu wenig für die Aufklärung zu machen, und forderten die Polizei auf, den Bischof endlich zu verhaften. Priester und Gläubige schlossen sich der Protestaktion an. Es sei in der Kirchengeschichte des Teilstaates Kerala einzigartig, dass Nonnen und Priester die Gehorsamspflicht gegenüber kirchlichen Vorgesetzten missachten, schrieb die «Times of India».

Opfer verunglimpft
Die zuständige bischöfliche Verwaltung hatte zunächst mit einer Rüge an die Adresse der Ordensschwestern reagiert. Es gebe innerhalb der Kirche genügend Anlaufstellen für Missbrauchsopfer. Bischof Mulakkal, ein promovierter Moraltheologe wies alle Anschuldigungen von sich und warf seinerseits der Nonne vor, ein Verhältnis mit einem Mann gehabt zu haben. Ein Abgeordneter des Regionalparlamentes verunglimpfte sie sogar als Prostituierte.

«Wir verlangen tiefgreifende Veränderungen»
«Das Patriarchat in der katholischen Kirche ist eine der Ursachen für die Verbrechen und ihre Vertuschung», schreibt der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF). Der Missbrauch von Macht in diesem Ausmass sei nur möglich in einem geschlossenen System ohne externe Kontrolle und ohne Frauen in Leitungsverantwortung. Mit dem Fall der Ordensschwester aus Indien verlasse ein weiteres, «lange unter dem Deckel gehaltenes Thema» die Tabuzone. Der SKF begrüsst, dass das System des Schweigens und Vertuschens aufgebrochen ist: «Jetzt gerät die katholische Sexualmoral gewaltig unter Druck, diese ‚heilige Ordnung’, in deren Namen am Pflichtzölibat festgehalten wird, geschiedene Wiederverheiratete von der Eucharistie ausgeschlossen, Verhütungsmittel verboten werden und Frauen seit dem Sündenfall im Paradies unter Generalverdacht stehen. Wir begrüssen, dass jetzt offen auf dem Tisch liegt, was seit Jahren vermutet wurde und verlangen tiefgreifende Veränderungen der römisch-katholischen Kirche.» Es brauche ein neues Verständnis des Priestertums, Gleichberechtigung der Frauen und eine neue Machtverteilung in der Kirche.


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