Erfolgreicher Start für feministische Partei
Eine Schriftstellerin und zwei Journalistinnen haben die «Women’s Equality Party» im Frühjahr gegründet. Den Volksparteien fehle das Engagement für die Gleichstellung, sagten die Gründerinnen. «Keine hat parteiintern die Gleichberechtigung verwirklicht, wie sollen sie denn das für die Gesellschaft hinkriegen?», fragt Catherine Mayer, Journalistin und Mitgründerin der Partei. Im Juli waren die Statuten formuliert und drei Monate später hatte die Partei bereits 65 Sektionen und 45’000 Mitglieder. Damit ist sie ungefähr gleich gross, wie die etablierte Grüne Partei und die rechtspopulistische Ukip.
«Wir brauchen Quoten»
Am ersten Parteitag im Herbst beschlossen die Delegierten, eine 50-Prozent-Quote für das Parlament zu fordern. Die 17-jährige Honor Barber sagte: «Wir brauchen Quoten, das mag beängstigend sein. Aber viel beängstigender ist es, immer noch auf Gleichberechtigung zu warten, wenn ich 80 bin und die meisten von euch tot sind.» Der Frauenanteil im britischen Parlament liegt zurzeit bei knapp dreissig Prozent.
Wahlrecht benachteiligt kleine Parteien
Das britische Wahlrecht benachteiligt kleine Parteien. Eine Ein-Themen-Partei habe es deshalb immer schwer, sagte der Politologe Tim Bale der «New York Times». Mit dem Thema Migration sei ein Erfolg bei den Stimmberechtigten möglich, aber kaum mit dem Thema Gleichberechtigung. Der Politologe Steven Fieldiing spricht gar von einer gefährlichen Strategie: Ein Misserfolg bei Wahlen sei absehbar und das schade dem Thema Gleichstellung.
«Wir sind keine Nischenpartei»
Die Parteigründerinnen sind anderer Ansicht. Es brauche ihre Partei, um die Gleichberechtigung rascher voranzubringen. Die Parteigründung habe in den Volksparteien bereits zu Diskussionen geführt, sagt die Journalistin Sophie Walker. Jetzt werde dort über Gleichstellungsthemen gesprochen. «Wir wollen endlich Gleichheit für Frauen und damit Gleichheit für alle. Wir sind keine Nischenpartei. Wir sind die Hälfte der Bevölkerung.» Autorin und Mitgründerin Sandi Toksvig verweist auf einen entscheidenden Unterschied zu anderen Parteien. Die «Women’s Equality Party» werde sich auflösen, wenn die anderen Parteien ihre Forderungen umgesetzt haben. «In zehn Jahren braucht es uns hoffentlich nicht mehr.»
Ein Sitz im EU-Parlament
Feministische Parteien sind unterschiedlich erfolgreich. Die besten Ergebnisse erreichte in den letzten Jahren jene in Schweden. Die «Feministische Initiative» erhält seit der letzten nationalen Wahl sogar staatliche Parteienförderung. Und bei den Europawahlen 2014 hat sie 5,3 Prozent der Stimmen und damit erstmals einen Sitz im EU-Parlament erhalten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine