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Einkommenslücke: 100 Milliarden. Wert der unbezahlten Arbeit von Frauen: 248 Milliarden. © fem!

«Betrug an Frauen»: Jährlich 100 Milliarden weniger

fs /  Frauen entgehen jährlich Milliarden an Einkommen, weil sie viel mehr unbezahlte Arbeit erledigen. Der Staat müsse handeln, fordert eine Ökonomin.

In der Schweiz haben Frauen jährlich rund 100 Milliarden Franken (85 Milliarden Euro) weniger Einkommen als Männer, obwohl sie ungefähr gleich viele Stunden wie Männer arbeiten. Nur ein Viertel der Einkommenslücke ist mit der Lohnlücke bei der bezahlten Arbeit zu erklären (Gender Pay Gap). Der Rest ist Folge davon, dass Frauen viel mehr lebensnotwendige Arbeiten unbezahlt leisten.

Unbezahlte Arbeit ist Milliarden wert
Zu diesem Schluss kommt die feministische Ökonomin Mascha Madörin im Auftrag des Vereins «Feministische Fakultät». Madörin hat Zahlen des Statistischen Amtes der EU für das Jahr 2014, die den Gesamteinkommensunterschied («Gender Overall Earning Gap») auch für die Schweiz angeben, und Statistiken aus der Schweiz ausgewertet. Vergleiche zeigen, welchen Wert die unbezahlte Arbeit der Frauen hat:

  • Mit der Summe von 100 Milliarden Franken, welche Frauen jährlich entgeht, liessen sich alle Renten der ersten und zweiten Säule für Frauen und Männer bezahlen.
  • Der monetäre Wert der unbezahlten Arbeit der Frauen beträgt pro Jahr 248 Milliarden Franken. Das sind fast 35 Milliarden mehr als alle Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden.

Krieg oder Care-Arbeit finanzieren
Der Umfang der unbezahlten Arbeit wird in der Schweiz zwar seit zwanzig Jahren erhoben, monetär bewertet und in Form eines sogenannten Satellitenkontos zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung veröffentlicht. Trotzdem spielt die unbezahlte Arbeit in der Politik nach wie vor keine Rolle. Ökonomin Madörin forderte in der «Wochenzeitung» ein grundsätzliches Umdenken. Im Kapitalismus fliesse Geld nur dorthin, wo man Gewinne machen könne. «Überall sonst fehlt es.» Deshalb brauche es für diese Bereiche Geld vom Staat: «Der Staat kann Leistungen ermöglichen, die nicht rentabel, aber existenziell notwendig sind.» Das Geld dafür könne nicht aus höheren Steuern kommen, da diese Männer stärker als Frauen treffen würden und deshalb politisch nicht durchsetzbar seien. Madörin plädiert stattdessen dafür, Geld zu schöpfen. Staaten könnten Geld schöpfen, wenn sie etwas unbedingt machen müssen, beispielsweise einen Krieg finanzieren. Sie zitiert Nobelpreisträger Paul Krugmann: «Wir haben die Wahl: Entweder finanzieren wir einen Krieg, um die Wirtschaft anzukurbeln, oder wir geben viel mehr Geld aus für die Care-Ökonomie: für Bildung, Gesundheit, die Pflege der Alten und so weiter.»

Bezahlung der Hausarbeit
Unter Feministinnen umstritten ist die Bezahlung der Hausarbeit. Laut Madörin müsste ein Paar mit zwei Kindern für die Kinderbetreuung und die dafür nötige Hausarbeit pro Monat 7000 Franken bekommen. «In diese Richtung sollte es gehen, das wäre ein riesiger Befreiungsschlag für die Frauen!»
Kritikerinnen hingegen sagen, ein solcher «Hausfrauenlohn» zementiere traditionelle Geschlechterrollen. Eine «Herdprämie» entlasse Männer aus der Verantwortung. Man müsse nicht nur darüber diskutieren, ob diese Arbeit bezahlt wird, sondern müsse auch darüber sprechen, wer sie macht.


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