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Barbara Kux war bei Siemens für den Einkauf und die Nachhaltigkeit verantwortlich. © Henkel

Ehemaliger Top-Manager fordert Frauenquote für Chefetagen

fs /  In Deutschland sind mehrere Spitzenmanagerinnen nach kurzer Zeit aus Unternehmen ausgeschieden. Ein früherer Top-Manager fordert jetzt eine Frauenquote.

Brigitte Ederer, Barbara Kux (beide Siemens) und Luisa Deplazes Delgado (SAP) gehören zu den Frauen, die letztes Jahr aus den Vorständen (Geschäftsleitungen) grosser Unternehmen ausgeschieden sind. Die Schwierigkeiten von Frauen in Chefetagen seien nicht individuell, sondern strukturell bedingt, schreibt ex-Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger in der «Süddeutschen Zeitung».

Fremdkörper in Vorständen
In Deutschland hatten sich die Unternehmen 2001 freiwillig verpflichtet, Frauen zu fördern und damit die Kultur in den Unternehmen zu verändern. Doch geschehen sei nichts, kritisiert Sattelberger. Die wenigen Frauen, die symbolisch in Geschäftsleitungen berufen wurden, seien dort Fremdkörper geblieben. Sattelberger: «Im Hintergrund mobilisierte das Immunsystem der Unternehmen die Abwehrfront: kulturell gegen Andersartigkeit, real gegen ’Quotenfrauen’.»

Scheitern wird individualisiert
In der öffentlichen Diskussion werde das Scheitern von Frauen nicht als Muster erkannt, sondern den Frauen die Schuld in die Schuhe geschoben. Laut Sattelberger scheiden weibliche Vorstände durchschnittlich nach etwa drei Jahren aus ihrem Amt, Männer hingegen erst nach acht Jahren. Das sei ein Muster, das sich nicht mit Einzelfällen erklären lasse.

Sachlichkeit nicht gefragt
In den Entscheidungsgremien gehe es oft um Macht und nicht darum, die beste Lösung für ein Problem zu finden. Das werde Spitzenmanagerinnen, die meist auf Sachlichkeit setzen, zum Verhängnis, schreibt Sattelberger. In den Unternehmen bedeute die vorherrschende Kultur in den Führungsgremien «Innovationsarmut, Effizienzfetischismus und psychische Belastung».

Quote für Management
Um die Chancen von Frauen zu verbessern, schlägt Sattelberger eine Frauenquote für die drei obersten Management-Ebenen vor. Unternehmen müssten ihre Kultur ändern und Karrieren «jenseits der schnellen Jungmännerkarrieren» ermöglichen. Zudem müssten Politik, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure darüber debattieren, wie die Chancen für Frauen in Chefetagen verbessert werden können.

Thomas Sattelberger ist Initiator der Frauenquote bei der Deutschen Telekom. Diese hat vor vier Jahren als erstes grosses Unternehmen in Deutschland beschlossen, bis Ende 2015 weltweit mindestens 30 Prozent des Top-Managements mit Frauen zu besetzen.
Quote für Aufsichtsgremien
Auf politischer Ebene ist eine Frauenquote für das Management kein Thema, hingegen eine für die Aufsichtsgremien (Aufsichtsräte, Verwaltungsräte) börsennotierter Unternehmen. Ein Gesetzesentwurf von Frauenministerin Manuela Schwesig und Justizminister Heiko Maas (beide SPD) schlägt eine Quote von 30 Prozent vor.


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