In der Krise darf es eine Frauenmehrheit sein

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fs /  Die Grossbank Credit Suisse steckt in der Krise. Bald wird es im Verwaltungsrat eine Frauenmehrheit geben. Kein Zufall, wie andere Beispiele zeigen.

Ende April sind drei Männer aus dem Verwaltungsrat (Aufsichtsrat) der kriselnden Grossbank Credit Suisse (CS) zurückgetreten. Ein Mann und zwei Frauen ersetzen sie. Von den dreizehn Mitgliedern des Verwaltungsrates werden ab Juli sieben Frauen sein. Eine Frauenmehrheit gebe es nur bei «sehr wenigen» Schweizer Grossunternehmen, berichtete die «Neue Zürcher Zeitung».

In der Krise dürfen Frauen ran
Die Berufungen in den CS-Verwaltungsrat sind wohl kein Zufall, wie andere Beispiele zeigen. Unternehmen in der Krise berufen gerne Frauen an die Spitze. Ein paar Beispiele:

  • Martina Merz wurde 2019 Chefin des Stahlkonzerns Thyssenkrupp, der damals in einer der grössten Krisen steckte.
  • Laura Meyer übernahm im Herbst 2020 die Leitung des Reiseunternehmens «Hotelplan», das wegen Corona «in der grössten Krise» war, wie die «SonntagsZeitung» berichtete.
  • Der Fussball-Weltverband (Fifa) hat in seiner bisher grössten Glaubwürdigkeitskrise nach einem Korruptionsskandal 2016 die senegalesische Diplomatin Fatma Samoura als erste Frau zur neuen Generalsekretärin gewählt. 
  • Mary Schapiro wurde 2009 erste Chefin der US-Börsenaufsicht SEC. Sie sei die richtige Person, um nach der Verhaftung des Milliardenbetrügers Bernard Madoff den Ruf der angeschlagenen Börsenaufsicht wiederherzustellen, schrieben Kommentatoren.
  • Elin Sigfusdottir und Birna Einarsdottir wurden 2008 Chefinnen der verstaatlichten GrossbankenLandsbankinn und Glitnir (heute: Íslandsbanki) in Island. Frauen müssten die Sauerei aufputzen, welche die Männer hinterlassen haben, hiess es damals.

Regierungs- und Parteichefinnen
Auch in der Politik gibt es Beispiele von Frauen, die in Krisenzeiten Spitzenämter übernehmen konnten. Am erfolgreichsten war Angela Merkel, die im Jahr 2000 Parteichefin der CDU wurde, als die Partei wegen einer Parteispendenaffäre in einer tiefen Krise steckte. 2005 wurde sie Regierungschefin und blieb es bis 2021. Theresa May wurde britische Regierungschefin, nachdem ihr Vorgänger David Cameron das Brexit-Referendum verloren hatte. Pamela Rendi-Wagner ist seit drei Jahren erste Parteichefin der SP in Österreich, die sie in einer tiefen Krise übernahm.

Andere, die in einer Krise zu ihrem Amt kamen, mussten ihre Ämter bald wieder abgeben: Andrea Nahles war nur von 2018 bis 2019 erste SPD-Parteichefin. Brigitte Bierlein und Vasiliki Thanou waren bloss ein paar Monate oder Wochen österreichische und griechische Regierungschefinnen.

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