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In marokkanischen Schulbüchern sollen Kinder Gleichberechtigung und Toleranz lernen. © MI

Schulbücher sollen Gleichberechtigung fördern

fs /  In marokkanischen Schulen sollen Kinder Gleichberechtigung und Toleranz lernen. Die Schulbücher werden deshalb überarbeitet.

Im Auftrag von Marokkos König Mohammed VI. überprüfen rund 70 Fachleute fast 400 Schulbücher und weitere Lehrmaterialien aller Fächer und Schulklassen, berichtet der «Figaro». Fundamentalistische und diskriminierende Inhalte werden entfernt. Marokko wolle weltoffen und tolerant sein, sagt der König.

Mädchen ohne Kopftuch
Betroffen sind Inhalte, die weder Gleichberechtigung noch Toleranz fördern und die der neuen Verfassung und dem neuen Familienrecht widersprechen. So wurde beispielsweise ein Text entfernt, in dem ein minderjähriges Mädchen verheiratet wird. Neu sollen Mädchen und Jungen in den Schulbüchern gleiche Rechte und Pflichten haben. Und es werden auch Mädchen ohne Kopftuch dargestellt. Gestrichen werden Texte, die zu Gewalt verleiten können.

Mehrjährige Übergangsphase
Bisher änderte das Prüfgremium Texte in fast 150 Schulbüchern. Überarbeitete Schulbücher werden aus Kostengründen nicht sofort, sondern schrittweise ersetzt. Laut dem Erziehungsministerium wird es vier bis fünf Jahre dauern, bis alle Schulbücher für Fächer wie Arabisch, Französisch oder Gesellschaftslehre erneuert und ausgetauscht sind. Ab sofort können Lehrkräfte die geänderten Passagen im Internet herunterladen.

«Widerstand der Konservativen»
Auch aus Religionsbüchern werden Geschlechterklischees entfernt. Ersatzlos gestrichen wurde beispielsweise der Satz: «Die Frau kann niemals dem Mann gleichgestellt sein, weil sie sich körperlich von ihm unterscheidet.» Der Publizist Ahmed Assid, der seit Jahren die Überarbeitung der Schulbücher fordert, sagt, der Vater des jetzigen Königs habe den konservativen Islam gefördert, um seine Macht zu erhalten. Die meisten Religionsbücher seien deshalb von einem fundamentalistischen Islam geprägt. Sein Sohn wolle das nun wieder rückgängig machen. Assid geht davon aus, dass konservative Lehrkräfte und Schulverwaltungen die überarbeiteten Lehrmittel ablehnen. Das Erziehungsministerium müsse deshalb strenge Kontrollen in den Schulen durchführen.

Geschlechterklischees weltweit verbreitet
Eine Studie im Auftrag der Uno-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) ist im letzten Frühling zum Schluss gekommen, dass Geschlechterklischees in Schulbüchern weltweit verbreitet sind. Männer arbeiten, verdienen Geld und machen Politik. Frauen kümmern sich um Kinder und Haushalt. Jungen sind aktiv, Mädchen passiv. Mit solchen Rollenbildern zementierten Schulbücher traditionelle Geschlechterklischees, kritisierte das Forschungsteam der britischen Universität East Anglia.


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