Ihre Botschaft ist zweitrangig
Madonna gilt als erfolgreichste Musikerin aller Zeiten und für viele als feministisches Vorbild. Ihre lange Karriere in der Musikbranche hat sie weitgehend selber bestimmt. Die heute 64-Jährige enttabuisierte die Darstellung von Frauen und von weiblicher Sexualität. Mit Provokationen eckte sie immer wieder an. Sie hat etwas zu sagen.
Für Schlagzeilen sorgte nur ihr Aussehen
Doch statt ihrer Rede, die sie kürzlich an den «Grammy Awards 2023» hielt, sorgte ihr stark operiertes Gesicht für Schlagzeilen: «Wirbel um ihr Gesicht – Beauty-Doch äussert drastischen Verdacht», «Schönheitschirurgen schätzen den Preis der OPs», «Madonna schockt mit operiertem Gesicht», «Madonna ist nicht wiederzuerkennen». In den Social Media kam es zu einem Shitstorm. Und Userinnen und User diskutierten, ob die Operation ihres Gesichts emanzipatorisch oder antifeministisch sei.
«Gerne bereite ich den Weg für alle Frauen nach mir»
Madonna reagierte schliesslich auf Instagram. «Aufgenommen von einem Pressefotografen mit einer Kamera mit langem Objektiv, das jedes Gesicht verzerren würde! Wieder einmal bin ich Zielscheibe von Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit, welche die Welt, in der wir leben, durchdringen. Diese Welt weigert sich, Frauen über 45 zu feiern. Stattdessen werden sie bestraft, wenn sie weiterhin willensstark, hart arbeitend und abenteuerlustig sind. Ich habe mich nie für einen meiner kreativen Entscheide entschuldigt oder für die Art und Weise, wie ich aussehe oder mich kleide, und ich werde nicht damit anfangen. Seit Beginn meiner Karriere haben Medien mich herabgesetzt. Ich habe verstanden, dass das ein Testlauf ist. Gerne bin ich bereit, den Weg für alle Frauen nach mir zu ebnen, damit sie es leichter haben. In den Worten von Beyoncé: ‘Ihr könnt meine Seele nicht brechen’. Ich freue mich auf viele weitere Jahre mit subversivem Verhalten, um Grenzen zu verschieben, dem Patriarchat die Stirn zu bieten – und vor allem mein Leben zu geniessen.»
«Ich danke allen, die rebellieren»
In ihrer Rede an den «Grammy Awards 2023» bedankte Madonna sich beim queeren Duo Sam Smith und Kim Petras für deren Mut, sich selber zu sein und sich nicht anzupassen. Der nichtbinäre Sam Smith und die Transfrau Kim Petras gewannen den Grammy in der Kategorie «Beste Popdarbietung eines Duos/einer Gruppe». Madonna: «Nach vier Jahrzehnten in der Musikbranche habe ich Folgendes gelernt: Wenn man dich schockierend, skandalös, lästig, problematisch, provokativ oder gefährlich nennt, bist du definitiv auf dem richtigen Weg.» Und weiter: «Ich bin hier, um allen da draussen zu danken, die rebellieren, einen neuen Weg einschlagen und dafür den ganzen Druck auf sich nehmen. All ihr Unruhestifter da draussen sollt wissen, dass eure Furchtlosigkeit nicht unbemerkt bleibt. Ihr werdet gesehen, ihr werdet gehört und vor allem: ihr werdet geschätzt.»