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Cybermobbing ist eine Form der Gewalt, mit der Schülerinnen konfrontiert sind. © ndr

Gewalt gegen Schülerinnen nimmt stark zu

fs /  Junge Frauen mit Migrationshintergrund sind besonders betroffen. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung hervor.

Für die «Zürcher Jugendbefragung» hat ein Forschungsteam der Universität Zürich rund 4400 repräsentativ ausgewählte Jugendliche aus dem Kanton Zürich im Alter von 13 bis 19 Jahren befragt, ob sie schon einmal Opfer von Gewalt wurden. Als Gewalt gelten etwa Raub, Erpressung, sexuelle Gewalt, Körperverletzung, Mobbing und Cybermobbing.

«Bisher nie beobachtete Zunahme»
Von sexueller Gewalt berichten erwartungsgemäss junge Frauen viel häufiger als junge Männer. Auffallend: Der Anteil Betroffener ist seit der letzten Befragung 2014 markant gestiegen. Verdreifacht hat sich beispielsweise der Anteil junger Frauen aus bildungsfernerem Milieu, die Opfer sexueller Nötigung wurden. Er ist von 7 auf 22 Prozent emporgeschnellt. Im Vergleich zu anderen Gewalttypen wie Raub und Körperverletzung sei dies eine «bisher nie beobachtete Zunahme», heisst es in der Studie. Auch bei weniger gravierenden Formen sexueller Gewalt im schulischen Kontext oder im Netz ergab die Befragung bei jungen Frauen teils verdoppelte Opferraten im Vergleich zur Befragung von 2014. 

#MeToo kein Grund für die Zunahme
Die erhöhte Sensibilisierung junger Menschen durch die #MeToo-Bewegung ist laut der Studie kein Grund für diese Zunahme. Denn in diesem Fall müsste bei den Gymnasiastinnen der Anstieg sexueller Gewalt am höchsten sein. Bei ihnen könne man davon ausgehen, dass sie am ehesten mit #MeToo in Kontakt kamen. Doch den höchsten Anstieg sexueller Gewalt stellte das Forschungsteam bei den bildungsfernsten Schülerinnen fest, die kaum von der #MeToo-Bewegung beeinflusst seien. Auch den Pornokonsum oder Corona kann das Forschungsteam als Ursache für den Anstieg ausschliessen.

Leidtragende 
Besonders betroffen von der Zunahme sexueller Gewalt sind Mädchen in der «Sek B/C». Das ist die tiefste Bildungsstufe. Studienleiter Denis Ribeaud sagte der «SonntagsZeitung», dass er über die Gründe nur spekulieren könne. Er vermute, dass der hohe Migrationsanteil in solchen Klassen eine wichtige Rolle spielt. In diesem Milieu dominierten häufig «patriarchal geprägte Normen». Diese Feststellung sei nicht rassistisch, sagt Ribeaud: «Aus Rücksicht auf Männer mit Migrationshintergrund sollte die Not der Frauen mit Migrationshintergrund nicht verschwiegen werden – denn sie sind die Verletzlichsten von allen.»

Zürcher Jugendbefragung
Die «Zürcher Jugendbefragung» findet seit 1999 alle sieben bis acht Jahre statt. Die Befragung von Tausenden Jugendlichen macht den Umfang der Gewalt, die Jugendliche erleiden, sichtbar. Gewaltdelikte zeigen sie oft nicht an. Diese erscheinen deshalb nur selten in der Statistik. 

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