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Jessica Newton, Miss-Wahl-Organisatorin: «Wer diese Verbrechen nicht anprangert, ist ein Komplize.» © Peru21

«Meine Masse sind 2202 ermordete Frauen»

fs /  An einer Miss-Wahl informierten die Kandidatinnen das Publikum statt über ihre Körpermasse über Gewalt an Frauen.

Anlässlich der Wahl zur Miss Peru haben die Kandidatinnen kürzlich ein mutiges Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Zu Beginn der Show stellten sich die 23 Kandidatinnen eine nach der andern mit Namen und Herkunft vor. Doch statt über ihre Körpermasse informierten sie über Gewalt an Frauen.

«82 Frauenmorde und 156 Mordversuche»
Kandidatin Camila Canicoba sagte: «Meine Masse sind 2202 gemeldete Frauenmorde in den letzten neun Jahren in meinem Land.» Luciana Fernández: «Meine Masse sind 13’000 Mädchen, die in unserem Land sexuellen Missbrauch erlitten haben.» Karen Cueto: «Meine Masse sind 82 Frauenmorde und 156 Mordversuche in diesem Jahr.» Kelin Rivera: «Meine Masse sind 6573 Fälle von Gewalt gegen

Kandidatinnen der Miss-Wahl informieren über Gewalt gegen Frauen.

Frauen in meiner Region Arequipa.» Juana Acevedo: «Über 70 Prozent aller Frauen unseres Landes sind Opfer sexueller Belästigung im öffentlichen Raum.» Almendra Marroquín: «25 Prozent der Mädchen und jungen Frauen werden in ihren Schulen missbraucht.» Bélgica Guerra: «65 Prozent der Frauen mit Universitäts-Abschluss werden von ihren Partnern misshandelt.» Melina Machuca Roncal: «Über 80 Prozent der Frauen aus meiner Stadt sind Opfer häuslicher Gewalt.»

«Plattform, um Frauen stärker zu machen»
Jessica Newton, ehemalige Miss Peru und Organisatorin der Miss-Wahl, hatte die Idee, während der Show über Gewalt an Frauen zu informieren. Unter den Kandidatinnen seien mehrere Betroffene, sagte sie dem Nachrichtenportal «Peru.21». Das Publikum hörte nicht nur Zahlen, sondern sah während der Show auf grossen Leinwänden Zeitungsausschnitte mit Berichten über Frauenmorde. Newton: «Ich sehe die Misswahl als eine Plattform, um Frauen stärker zu machen. Ich hoffe, dass der Anlass ihnen weiterhilft.» Gegenüber «BuzzFeed» sagte Newton: «Jeder, der solche Verbrechen nicht anprangert und versucht, sie zu stoppen, ist ein Komplize.»

Massenproteste
Peru gehört laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Ländern mit der höchsten Zahl von weiblichen Opfern häuslicher Gewalt. Letztes Jahr gingen Zehntausende auf die Strasse, um gegen die milden Strafen für Gewalttäter zu demonstrieren. Perus Präsident Pedro Kuczynski, damals erst kurz im Amt, nahm mit seiner Frau an einer Demonstration in Lima teil. Er kündigte niederschwellige Hilfsangebote für geschlagene Frauen an. Das Schweigen müsse gebrochen werden.


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