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Auch Seniorinnen werden von ihren Partnern getötet, weil sie Frauen sind. © KW

Schlagzeile macht aus Tätern Opfer

fs /  Senioren töten ihre Partnerinnen aus Überforderung, lautete eine Schlagzeile. Sie suggeriert Verständnis für Frauenmörder im Seniorenalter.

In der Schweiz wurden letztes Jahr 26 Femizide begangen, wie aus der Statistik des Projektes «Stop Femizid» hervorgeht. In vier Fällen waren Opfer und Täter über 70 Jahre alt und die Täter nahmen sich nach der Tat das Leben. Daraus zog der «Tages-Anzeiger» den Schluss: «Aus Überforderung töten Senioren ihre Partnerinnen». Die männlichen Täter seien mit der Pflege überfordert, in einer finanziellen Notlage oder ausweglos scheinenden Situation, zitierte der Artikel Ruth Mettler, Geschäftsleiterin der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter.

Patriarchales Männerbild
Der Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik des Bundesamtes für Statistik zeigt: Zwischen 2010 und 2020 wurden im häuslichen Bereich 38 Frauen und 6 Männer getötet, die über 70 Jahre alt waren. Da deutlich mehr Frauen ihre pflegebedürftigen Männer pflegen als umgekehrt, müssten laut der Überforderungs-These deutlich mehr Männer als Frauen getötet worden sein. Doch das ist nicht der Fall, im Gegenteil. Die Schieflage ist ein Hinweis darauf, dass es bei Partnerschaftsgewalt im Seniorenalter nicht nur um individuelle Überforderung geht, sondern auch um ein Männerbild, das Gewalt gegen Frauen begünstigt. 

Opfer von Femiziden sind auch Seniorinnen
Schlagzeilen wie im «Tages-Anzeiger» suggerieren Verständnis für Männer, die überfordert sind und deshalb ihre Partnerin und sich umbringen. Die Morde werden individualisiert und aus Tätern Opfer, wie es bei Morden an Frauen immer noch oft vorkommt. Der «Tages-Anzeiger» stellte sogar die Frage, ob man solche Morde als Femizide bezeichnen muss. Die polizeiliche Kriminalstatistik gibt die Antwort: Ja, auch Seniorinnen werden von ihren Partnern getötet, weil sie Frauen sind. Sonst wären nicht über 80 Prozent der Opfer dieser Altersgruppe Frauen.

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