Gisèle Pelicot wurde jahrelang betäubt und vergewaltigt. © Fance24

Vergewaltiger: «Nie vom Prinzip der Einwilligung gehört»

fs /  Betäubte Frauen sind maximal wehrlos. Das scheint Männern bis heute nicht suspekt zu sein, ganz im Gegenteil.

In Frankreich offenbart der Prozess gegen die vielen Vergewaltiger von Gisèle Pelicot, dass Männer aus der Mitte der Gesellschaft eine bewusstlose Frau für ein Lustobjekt halten. Dominique Pelicot hatte seine Frau Gisèle jahrelang betäubt, vergewaltigt und 90 fremden Männern zur Vergewaltigung überlassen. Deren Aussagen vor Gericht schockierten sogar Stéphane Babonneau, Anwalt von Gisèle Pelicot: «Eine nicht unerhebliche Zahl an Männern in diesem Verfahren sagt, nie von dem Prinzip der Einwilligung einer Frau gehört zu haben – oder wie man eine solche bekommen kann. Das kann doch nicht sein im Jahr 2024.»

Auch Prominente betäuben Frauen
Dominique Pelicot ist kein Einzelfall. Immer wieder betäuben Männer Frauen, um sie widerstandsunfähig zu machen. Für Schlagzeilen sorgt dies nur in Ausnahmefällen, da die Substanzen oft nur kurze Zeit nachweisbar sind. Betroffene schrecken vor einer Anzeige zurück, weil sie befürchten, dass man ihnen nicht glaubt. Zuletzt für Schlagzeilen sorgten Vorwürfe gegen den US-Rapper und Musikproduzenten Sean «Diddy» Combs. Er soll unzählige Frauen betäubt haben, um sie sexuell gefügig zu machen. Der Prozess gegen ihn soll im Mai 2025 beginnen. Letztes Jahr warf die Irin Shelby Lynn dem Sänger Till Lindemann vor, sie anlässlich eines Konzertes der deutschen Rockband Rammstein unter Drogen gesetzt und dann misshandelt zu haben. Lynn vermutet, dass ihr jemand K.-o.-Tropfen in das offerierte Getränk gemischt hat. Anzeige haben weder sie noch andere erstattet, die damals von Übergriffen betroffen waren.

Ohnmächtige Frauen
Lindemann hat vor einigen Jahren den Text «Wenn du schläfst» veröffentlicht. Darin schildert er, wie schön die Vergewaltigung einer betäubten Frau ist, weil er mit ihr machen kann, was er will. Der Text gilt als «Gedicht» auf literarischem Niveau. Lindemann ist in der Kunst- und Kulturgeschichte kein Einzelfall, wie der «Spiegel» berichtete (Bezahlschranke). Das Bestreben von Künstlern, die Unterwerfung des Weiblichen als Avantgarde zu verkaufen, sei nicht neu. Und das Motiv der maximal wehrlosen Frau, von der kein Widerstand zu erwarten ist, sei tief in der über Jahrhunderte von Männern gestalteten Kultur verankert. Maler hätten nackte Frauen immer wieder schlafend, ruhiggestellt oder nicht mehr lebend dargestellt. Ohnmächtig, also ohne Macht zu sein, sei die wichtigste Eigenschaft der Frauen in den Fantasien der Maler gewesen. In der Literaturgeschichte hatte um 1900 die von Männern erschaffene ohnmächtige «Femme fragile» Konjunktur. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Damals forderten die Suffragetten in den englischsprachigen Ländern Frauenrechte. 

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