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Von Frauenhass motivierte Gewalttaten gelten meist nicht als Terror, im Unterschied zu religiös motivierten Gewalttaten. © cc

Wenn aus Frauenhass Terror wird

fs /  Ein Attentäter tötete gezielt Frauen. Für die Behörden ist es die Wahnsinnstat eines Einzelnen. Das trübt den Blick auf die Radikalisierung von Frauenhassern.

In einem Einkaufszentrum in Sydney hat kürzlich ein Mann fünf Frauen und einen Mann ermordet. Von den zwölf Verletzten sind neun Frauen und drei Männer. Der Täter habe gezielt Frauen getötet, sagten die Behörden schnell. Aber es fehle ein ideologisches Motiv und damit gebe es keinen terroristischen Hintergrund. Er sei unfreiwillig Single gewesen und seit langem psychisch gestört. Diese gezielten Morde an Frauen gelten damit als Wahnsinnstat eines Einzelnen. 

Terrormotiv Frauenhass
Ein paar Tage später stach in einem Vorort von Sydney ein Jugendlicher in einer Kirche auf einen Bischof ein. In diesem Fall sprachen die Behörden rasch von einer «Terrorattacke». Das Motiv sei religiös motivierter Extremismus. Terror heisst, mit Angst und Schrecken Propaganda für ein ideologisches Ziel zu machen. Dies hatten beide Attentäter in Sydney getan. Doch nur in einem Fall ist von Terror die Rede. Die gezielte Ermordung von Frauen, die dem Täter völlig unbekannt waren, gilt nicht als Terror. Frauenhass wird als Problem enttäuschter und frustrierter Männer individualisiert. Das verstellt den Blick darauf, dass Frauenhass eine Ideologie mit einem aktiven Netzwerk von Männern ist. Diese schüren tagtäglich Hass auf Frauen und tragen damit zur Radikalisierung von Frauenhassern bei.

Frauenfeinde radikalisieren sich im Netz
Die Liste der Angriffe auf Frauen, weil sie Frauen sind, ist mittlerweile lang. Dazu gehören die Attentate von Utoya (2011), Atlanta (2021), Hanau (2020), Halle (2019), Christchurch (2019) und Toronto. Dort tötete 2018 ein sogenannter «Incel» mit einem Lieferwagen acht Frauen und zwei Männer. «Incels» (Involuntary Celibates) sind Männer, die sich darüber definieren, dass sie unfreiwillig Single und die Frauen daran schuld seien. Sie vernetzen und radikalisieren sich im Netz. Aus ihrer Wut auf Frauen machen sie in den Social Media kein Geheimnis. Der Attentäter vom Einkaufszentrum in Sydney wird in solchen Foren wohl gefeiert, auch wenn nicht bekannt ist, ob er dort unterwegs war. Die Parallelen zu Attentätern mit religiösem Motiv sind offensichtlich. Trotzdem gelten Attentate von Frauen hassenden Extremisten im Unterschied zu religiösen Extremisten nicht als Terror.

Kehrtwende in Kanada
Auch die Morde von Toronto galten damals nicht als terroristisch. Als Hauptmotiv erkannte ein Gericht später den Geltungsdrang des Täters und nicht den Frauenhass der Incels. Doch seither kam es in Kanada zu einem Umdenken. Vor vier Jahren stuften die kanadischen Geheimdienste (CSIS) gewalttätigen Frauenhass als ideologischen Extremismus ein. Die Incel-Ideologie gilt seither als «ideologisch motivierter Terrorismus».

«Frauen einschüchtern und Männer inspirieren»
Erstmals verurteilte Ende letzten Jahres ein kanadisches Gericht in einem anderen Fall den Mord an einer Frau als terroristische Tat. Die Einstufung als Terrortat begründete das Gericht damit, dass der Täter versucht habe, Frauen einzuschüchtern und Männer zu inspirieren. Er habe nach dem Vorbild der «gewalttätig-extremistischen Bewegung» der Incels gehandelt. Frauenhass sei seine Botschaft gewesen. Kanadische Medien sprachen von einem revolutionären Urteil, das die Debatte über Frauenhass und Attentate auf Frauen verändern werde. 

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